In mildem Herbstlicht verabschiedete sich heute Morgen die Stadt Hof von den meisten Filmtagebesuchern. Wobei es heute noch die Gelegenheit gegeben hätte, Versäumtes nachzusehen. Vielleicht hätte man da noch weitere interessante Entdeckungen machen können: so gut war das Angebot schon lange nicht mehr, wie in diesem Jahr.
Das Spektrum reichte von der hinreißenden Coming out-Multikulti-Komödie „Sascha“ von Denis Todorovic. Dem Filmemacher aus montenegrinischer Familie und im schwäbischen Bopfingen aufgewachsen, ist es gelungen, aus der ziemlich abgegriffenen Themenkonstellation einen entwaffend charmanten und dabei urkomischen Film zu machen.
Etwas gewagt hat auch Stefan Haupt aus der Schweiz. Nach seiner hochgelobten „Kübler-Ross“-Dokumentation und „Ein Lied für Argyris“ ist er in seinem Spielfilm „How about love“ dem Ausleben eines ärzlichen Helfersyndroms in Thailand auf der Spur – bis zur irritiernden Konsequenz.
Das sind nur zwei Beispiele aus einer Fülle interessanter Filme dieses Jahr in Hof. Nur einer hat mich vor der Zeit aus dem Kino getrieben und das will bei einem Festival etwas heißen… Ein Flop war in diesem Jahr dem Vernehmen nach allerdings das traditionelle Fußballspiel: die Filmemacher haben verloren! Die müssen/sollen schließlich ja auch nicht gut mit dem Fußball, sondern mit ihrem Handwerk dem Film umgehen!! Es gab Zeiten, da haben deutsche Regisseure zwar blendend Fußball gespielt, aber krottenschlechte Filme gedreht. Da ist es uns umgekehrt schon lieber….
In die spezielle Hof-Atmosphäre paßte auch Mike Leighs neuer Film „Another year“, der bei seiner Uraufführung in Cannes nicht mit uneingeschränktem Lob bedacht wurde: eine komplexe und manchmal auch komplizierte Beschreibung des Alltags eines älteren Ehepaars, für das sich in unterschiedlicher Form die Frage stellt, wieviel Nähe sie (meist vom Schicksal geschlagenen) Mitmenschen entgegenbringen können oder wollen. „Another year“ gehört zu der Art Filme, die erst einmal irritieren, dann aber lange nachwirken…
Zu vermelden ist außerdem, dass eine „Hof“-Legende an diesem Wochenende den Ruhestand angetreten hat: Dieter Schulz, der Nachtportier des Hofer Kult-Hotels „Strauß“: Allzeit interessiert, ein Grandseigneur in jeder Beziehung, sorgte er seit zwei Jahrzehnten, das dem Gast auch zu vorgerückter Stunde nicht nur formlos der Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt wurde, sondern damit eine kleine Plauderei verbunden war. Herr Schulz war somit häufig der Erste, der erfuhr, wie der Film den Kritikern gefallen bzw. die MacherInnen sich über Applaus gefreut bzw. über den Unmut des Publikums getrauert haben. Die ganze Welt der Hofer Filmtage – von Marianne Sägebrecht bis Alfred Holighaus – hat sich bei ihm getroffen.
Wir wüschen ihm eine gute Zeit und dann und wann einen guten Kinobesuch….