USA 2010
Regie: Clint Eastwood
Mit Matt Damon, Cécile de France
Kinostart: 27. Januar 2010
Vom Darsteller in einer zweitklassigen Westernserie des amerikanischen Fernsehens zu einem wichtigsten Filmemachern der Gegenwart: das ist die ungewöhnliche Karriere des Clint Eastwood. Inzwischen kann der 80jährige auf ein riesiges Oevre als Regisseur zurück blicken. Jedes Jahr dreht er einen Film: jetzt startet mit „Hereafter“ sein neuestes Werk in den deutschen Kinos. Ein Film, der von seinen Zuschauern Einiges abverlangt. Deshalb scheiden sich an ihm die Geister!
Die französische Fernsehjournalistin Marie (Cécile de France) macht Ferien in Indonesien. Während sie auf einem Markt unterwegs ist, um Mitbringsel einzukaufen, passiert es: ein Seebeben löst eine Flutwelle aus, die alles unter sich begräbt.
Während es Sanitätern gelingt, Marie wieder zu beleben, kommt für einen Schuljungen in London jede Hilfe zu spät: er stirbt bei einem Verkehrsunfall: sein Zwillingsbruder Marcus (George McLaren) ist von einem Moment auf den Nächsten allein: zusammen hatten sie die schwierigen Verhältnisse mit ihrer alkoholkranken Mutter einigermaßen gemeistert – in seiner Verzweiflung spricht Markus George (Matt Damon)an. Im Internet hat er von den übersinnlichen Fähigkeiten des Amerikaners gelesen.
George ist auf Besuch in London. Er leidet zunehmend unter seiner Fähigkeit, als Medium mit dem Jenseits in Verbindung zu treten. Es gelingt ihm immer weniger, seiner Rolle als letzte Hoffnung von Mitmenschen gerecht zu werden, die mit dem Tod eines Angehörigen nicht fertig werden.
An drei Schicksalen macht sich Clint Eastwood in seinem neuen Film „Hereafter“ auf Spurensuche im dem Umgang mit dem Tod. Sterben und Trauerarbeit gehören von jeher zum Kanon seines großen Oevres – von dem Western „Erbarmungslos“ bis zu „Milion Dollar Baby“. So komplex wie in „Hereafter“ hat er sich allerdings damit aber noch nie auseinander gesetzt: von Maries Nahtoderfahrung über Marcus das Maß des Erträglichen übersteigende Trauer bis zu Georges Spiritualität. Die Summe eines langen Lebens bündelt sich in diesem Film wie in einem Brennglas. Clint Eastwood:
„Ich erzähle drei Geschichten, die mich seit Langem bewegen und die zwischen Leben und Tod spielen. Sie scheinen mir das Zentrum unseres, meines Lebens zu beschreiben. Dafür suchte ich nach einer filmischen Form, wie sie bisher noch nicht im Film gezeigt wurde…“
Dabei ist Clint Eastwoods geistige Nähe zu den Filmen Ingmar Bergmans nicht zu übersehen. Beide wagten sich in eine Grenzregion der menschlichen Existenz vor. Durch die virtuose Beherrschung der filmischen Ausdrucksmittel konnte auch Eastwood den Absturz ins Sentimentale oder Peinliche vermeiden. Etwa wenn es darum geht, Maries Nahtoderfahrung zu illustrieren: Für sein kompliziertes Thema wählte er eine betont zurückhaltende Dramaturgie. Das macht „Hereafter“ zu einem seiner schwierigsten Filme, auf den sich der Zuschauer einlassen muss. Dann zeigen sich allerdings die Qualitäten eines perfekten Alterswerks.