Deutschland 2010
Regie: Jan Tenhaven
Kinostart: 8. Juli 2010
Nicht nur wenn es um Profi-Fußball oder Tennis geht, sogar bei gewöhnungs-bedürftigen Sportarten wie Boxen ist das Fernsehen stets dabei und sorgt für Publizität. Die jährliche „Leichtathletik-WM“ der Senioren findet dagegen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, obwohl hier Männer und Frauen mit einem Durchschnittsalter von 90 Jahren außergewöhnliche sportliche Leistungen präsentieren. Vier rüstige Senioren und ihr WM-Training stehen im Mittelpunkt des neuen Dokumentarfilms „Herbstgold“, den Jan Tenhaven gedreht hat.
Ilse Pleuger ist 84 und peilt den Weltrekord im Kugelstoßen in ihrer Altersklasse an – der steht im Moment bei 5, 89 Meter. Sie trainiert für die Leichtathletik WM der Senioren im finnischen Lahti. Alfred Proksch war schon bei der Olympiade 1936 dabei. Damals bei den Stabhochspringern. Später ist er zum Diskuswerfen gewechselt. Jetzt im 100. Lebensjahr versorgt er sich in seiner Wiener Wohnung immer noch selbst. Von Beruf Kunstmaler, gehört für ihn das tägliche Training zum Leben: Sein Kampfgeist ist ungebrochen die Teilnahme an Meisterschaften steht außer Frage. Außerdem: mitmachen allein genügt nicht – eine Medaille muss schon mit nach Hause gebracht werden.
Ohne seinen Sport hätte Herbert Liedtke – hoch in den 80ern – den Tod seiner Frau nicht verkraftet. So läuft er der Trauer und dem Gefühl, nicht mehr der Jüngste zu sein, einfach davon. Bei der WM startet er in der 100-Meter-Distanz. Bei starker Konkurrenz.
In seinem Dokumentarfilm „Herbstgold“ beschreibt Jan Tenhaven Sport als Möglichkeit, dem Alter zwar nicht zu trotzen, aber sich eine un-gebrochene Lebensqualität zu bewahren. Was ist schon dabei, wenn der 100jährige Alfred Proksch seinen Rollator als Ablage für seinen Diskus benutzt und damit ganz in Ruhe zum Start fährt.
Jan Tenhaven begleitete seine Protagonisten aus der Distanz und der Bewunderung des Jungen angesichts der ungebrochenen Vitalität der Alten. Dadurch hat er vermieden, dass aus seinem Film „Herbstgold“ ein Panoptikum skurriler Typen wurde.
„Herbstgold“ ist viel mehr als nur eine Dokumentation zum Lobe der Körperertüchtigung bis ins hohe Alter. Der Film zeigt ganz und gar unverkrampft, die Lust am Leben – sofern es einem gelingt, in diesem Leben altersunabhängig eine sinnliche Dimension zu finden. Der Film entlässt uns mit dem beruhigenden Gefühl, dass uns vor dem Alt werden nicht bange sein muss.
Regisseur Jan Tenhaven im Gespräch:
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Steffen Z.
Hallo, ich war gestern durch Zufall in dem Film Herbstgold gekommen. Obwohl ich ohne einer Erwartungshaltung in das Kino ging, hat der Film Mich begeistert. Er zeigt wunderbar das Leben der Darsteller und beschreibt es in allen Farben. Fasziniert hat mich auch der Lebensgeist der Athleten. Herr Tenhaven war auch anwesend und hatte ein paar Worte zu dem Film gegeben und Fragen beantwortet. Der Film ist auf alle Fälle sehenswert, nicht nur für alte, sonder auch erst recht für Junge Menschen meiner Meinung nach.
LG Steffen Z. (17 Jahre)