Deutschland 2011
Regie: Tim Fehlbaum
Mit Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Stipe Erceg
Kinostart: 22. September 2011
Zu den diesjährigen Entdeckungen des deutschen Films gehört Tim Fehlbaum (Jahrgang 1982). Mit seinem Debut „Hell“ wagte er sich auf das schwierige Terrain des Science-Fiction-Films und das mit kleinem Budget. Dafür erntete er auf diversen Festivals – zuletzt in Locarno – höchstes Lob. Das amerikanische Traditionsunternehmen Paramount hat „Hell“ in seinen Filmverleih aufgenommen und präsentiert den ungewöhnlichen Film diese Woche auch in den deutschen Kinos.
Jetzt ist es passiert: die Klimakatastrophe ist Realität. In einer sonnendurchglühten Welt, sind eine Handvoll Überlebender auf der Suche nach Wasser: Marie (Hannah Herzsprung), ihre Schwester Leonie (Lisa Vicari) und Maries Freund Philip (Lars Eidinger). Notdürftig versuchen sie, vor der Hitze und dem Staub in den Resten einer untergegangenen Zivilisation Schutz zu finden. Immerhin haben sie ein Auto. Aber in diesen unsicheren Zeiten ist selbst einer verlassenen Tankstelle in der Einöde nicht zu trauen.
Hier treffen die Drei einen Fremden, er heißt Tom (Stipe Erceg) und ist wenig Vertrauen erweckend. Aber er hat im Gegensatz zu Phillip handwerkliches Geschick und kann Autos reparieren.
Beistand hat die Reisegruppe bitter nötig. In den verkohlten Rudimenten eines Waldes geraten sie in den Hinterhalt von Wegelagern. Die beiden Männer und Leonie werden verschleppt. Marie kann entkommen und macht kurz darauf die Bekanntschaft einer Bäuerin (Angela Winkler), die sie auf ihren Hof einlädt.
Keine Idylle, sondern eine neue Dimension des Schreckens erwartet Marie in dem verwinkelten Gehöft. Die Bäuerin ist auch keine gute Fee, sondern eine Hexe wie aus „Hänsel & Gretel“. Virtuos hat Tim Fehlbaum in seinem Debut „Hell“ Märchen-Topoi der Gebrüder Grimm und des amerikanischen Horrorfilms der 1970er Jahre, mit Szenarien einer drohenden Umweltkatastrophe zu einem Endzeit-Szenario verbunden.
Allein mit den Möglichkeiten der Unter- bzw. Überbelichtung gelang Fehlbaum die filmische Darstellung einer Apokalypse. Gedreht wurde „Hell“ unter anderem in einem vom Buschfeuer verwüsteten Wald auf Korsika und auf einer deutschen Autobahnbaustelle im Hochsommer. Schauplätze für originell illustrierte Urängste….
Neben Hannah Herzsprung gehören Lars Eidinger, Stipe Erceg und Angela Winkler zum vorzüglichen Ensemble von „Hell“. Nicht nur formal, sondern auch inhaltlich stellt sich damit ein hochtalentierter Filmemacher vor, auf dessen weitere Karriere man gespannt sein darf.
Ähnlich wie Damir Lukacevic, dessen „Transfer“ diese Woche ebenfalls in den Kinos startet, eröffnet Tim Fehlbaum mit „Hell“ dem Science Fiction-Film eine neue Dimension. Am besten: beide Filme als Double-Feature ansehen!