Deutschland 2012
Regie: Margarethe von Trotta
Mit Barbara Sukowa, Axel Milberg, Julia Jentsch, Ulrich Noethen, Michael Degen
Kinostart: 10. Januar 2013
Filmische Psychogramme starker Frauen sind eine Spezialität der Regisseurin Margarethe von Trotta. Nach ROSA LUXEMBURG und HILDEGARD VON BINGEN hat sie jetzt einen Film über HANNAH ARENDT gedreht, eine der wichtigsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Der von ihr geprägte Begriff von der „ Banalität des Bösen“ hat wesentlich zur Einordnung und Aufarbeitung der NS-Verbrechen beigetragen. Die Frage nach dem angemessenen Umgang mit dem Holocaust in den 1960er Jahren und Hannah Arendts Rolle dabei, steht im Mittelpunkt von Margarethe von Trottas Film.
New York, Frühjahr 1961: Hannah Arendt wird für das Wochenmagazin „The New Yorker“ nach Jerusalem reisen, um über den Prozess gegen Adolf Eichmann berichten. Eichmann hat den systematischen Massenmord an den Juden während des NS-Regimes organisiert. 1945 tauchte er in Südamerika unter, wo ihn 1960 der israelischen Geheimdienst Mossad ausfindig machte und nach Israel entführte. Eine Aktion, die im jüdisch-liberalen Freundeskreis um Hannah Arendt umstritten ist. In Jerusalem erlebt Hannah Arendt Eichmann nicht als Monster, sondern als einen unscheinbaren Bürokraten der jegliche persönliche Schuld leugnet.
Klug kombiniert Margarethe von Trotta in ihrer „Hannah Arendt“-Biographie historische Filmdokumente aus dem Eichmann-Prozess mit einer sorgfältig recherchierten Spielfilmhandlung. Sie konzentrierte sich dabei auf die Zeit des Eichmann-Prozesses und die Folgen für Hannah Arendt. Sie löste nämlich mit ihren Reportagen, vor allem aber mit ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem“ und ihrer These von der „Banalität des Bösen“ heftige Kontroversen aus. Darüber zerbrach unter anderem die Freundschaft zwischen Hannah Arendt und ihrem Philosophen-Kollegen Hans Jonas, der im Film von Ulrich Noethen gespielt wird.
Außerdem rührte Hannah Arendt an ein weiteres Tabu: die Rolle der Judenräte, die vom Amt Eichmann bei der Erstellung der Deportationslisten instrumentalisiert wurden. Sie war die Erste, die darüber berichtete, dass es Juden gab, die gezwungenermaßen mit dem Nationalsozialisten zusammen arbeiten mussten und thematisierte das Dilemma philosophisch.
Margarete von Trotta kommt mit ihrem Film der außergewöhnlichen Persönlichkeit Hannah Arendts ganz nah. Dazu gehört auch Arendts Beziehung zu Martin Heidegger. Mit dem sie in den 1920er Jahren liiert war und zu dem sie – trotz seines zeitweiligen Kniefalls von dem NS-Regime – nach 1945 wieder Kontakt suchte.
Wie bereits für „Rosa Luxemburg“ und „Hildegard von Bingen“ stand Margarethe von Trotta mit Barbara Sukowa wieder eine Idealbesetzung zur Verfügung. Die Sorgfalt in Regie und Darstellung geben dem „Hannah Arendt“-Film eine hohe Qualität. Mehr noch: Er belegt spannend die Aktualität des Denkens der Hannah Arendt!