Die diesjährigen Grimme-Preise wurde heute Mittag veröffentlicht: zwölf Fernsehproduktionen werden ausgezeichnet. Besonders erfreulich, dass das Gemeinschaftsprojekt von Dominik Graf, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler „Dreileben“ mit einem Grimme-Preis „Spezial“ ausgezeichnet wird. Einer der künstlerischen Höhepunkte des letzten TV-Jahres wurde damit angemessen gewürdigt: „Eindrucksvolle, zupackende und nachdrückliche Dokumentationen, herausragende Fernsehfilme mit einem großen Themenspektrum und originelle Unterhaltungsformate prägen den Grimme-Preisjahrgang 2012“, fasste Grimme-Instituts-Direktor Uwe Kammann zusammen.
Drei Mal „Grimme“ für SWR-Produktionen: das ehrt. Man darf ohne Eitelkeit sagen, die Filme haben es verdient! „Geschlossene Gesellschaft“ von Regina Schilling und Luzia Schmid ist eine sensible Annäherung an die Opfer sexueller Gewalt an der Odenwaldschule. Dabei gelang die Balance zwischen Offenheit und Diskretion, der Schutz der Betroffenen vor billigem Voyeurismus. Gleichzeit die ungeschönte Beschreibung des Skandals.
Ein Musterbeispiel investigativen Filmemachens lieferten Sigrun Kühler und Wiltrud Baier – die sich „Böller & Brot“ nennen – mit ihrer Langzeitbeobachtung der Protestbewegung gegen Stuttgart 21: in „Alarm am Hauptbahnhof“ portraitieren sie gleichermaßen Pro- wie Contra-Wutbürger. Ihr origineller Dokumentarfilm zeigt, dass ein ernstes Thema auch cineastischen Witz verträgt.
Nichts zu lachen gibt es bei dem Spielfilm „Der Brand“: Die Vorlage von Johanna Stuttmann wurde mit dem „Strittmatter-Drehbuch-Preis“ der Medien-und Filmgesellschaft Baden-Württemberg“ ausgezeichnet. Eine Frau (Maja Schön) sieht rot in Karlsruhe nach dem sie vergewaltigt wurde. Sie rächt sich an dem Täter: einem honorigen Onkel Doktor (Wotan Wilke Möhring). Brigitte Bertele machte daraus einen unterkühlten Thriller im Kinoformat.
Also: drei außergewöhnliche Filme, die sich in der Galerie der Grimme-Preisträger nicht zu verstecken brauchen.