„The draughtsman’s contract/Der Kontrakt des Zeichners“ machte Peter Greenaway 1982 international bekannt. Seine davor entstandenen Arbeiten – dokumentarisch experimentell – hatten allein in der englischen Kunstszene Beachtung gefunden. Greenaway war außerdem mehr als Maler, denn als Filmemacher ein Begriff.
England Ende des 17. Jahrhunderts: Mrs. Virginia Herbert bittet den erfolgreichen Maler Neville auf ihr herrschaftliches Anwesen. Sie gibt ihm den Auftrag zwölf Bilder davon zu malen. Mrs. Herbert hofft damit Mr. Herbert eine Freude zu machen. Der Gatte ist nämlich seit geraumer Zeit schwierig. Von Liebe zur Gattin kann nicht mehr die Rede sein.
Der exzentrische Maler macht sich an die Arbeit, wobei er von der Dame des Hauses auch Liebesdienste erwartet. Sie ist angesichts der nur mangelhaften Erfüllung der ehelichen Pflichten durch Mr. Herbert davon nicht abgeneigt.
Eines Tages wird Mr. Herbert tot im Wassergraben des Schlosses ge-funden. Jetzt geht es ans Erben und das Begleichen offener Rechnungen bei den Hinter-bliebenen. Insbesondere von Sarah Talmann, der erwachsenen Tochter der Herberts.
Wer war also der Mörder von Mr. Herbert?: Neville hat Recht in der Annahme, das der Verdacht auf ihn fallen könnte. So sehr hat sich der Künstler in das Machtgestrüpp der Verhältnisse begeben und Überlebens-Chancen….Alles Reden hilft nichts – Neville wird geopfert.
Peter Greenaway hat mit „Der Kontrakt des Zeichners“ der Kinematographie eine neue Dimension eröffnet: Formal durch die verblüffende Verbindung von Malerei und Film, inhaltlich durch eine raffiniertes Puzzle über Kunst, Macht und Abhängigkeit. Dabei wies der Regisseur der Musik eine intensive Rolle zu: Michael Nyman griff bei seinem berühmten Soundtrack Motive aus Werken Henry Purcells auf.
Der bei Arthaus/Kinowelt erschienenen DVD von „Der Kontrakt des Zeichners“ liegt eine restaurierte Fassung des Films zu Grunde. Allerdings handelt es sich dabei auch um die von Greenaway von ursprünglich 180 auf 103 Minuten gekürzten Fassung. Zu den Extras gehören neben einem Interview mit Michael Nyman, einem Bericht über die Restaurierung auch eine Einführung und ein Audiokommentar des Regisseurs.
Nach „Der Kontrakt des Zeichners“ realisierte Peter Greenaway 1985 „A zed & two noughts/Ein Z und zwei Nullen“. Das lässt sich auch als „Zoo“ lesen. Wieder ein – nach wie vor kühnes – filmisches Experi-ment, das diesmal in der Gegenwart spielt. Auch dazu schrieb Michael Nyman die Musik.
Ein Schwan verursacht einen schweren Verkehrsunfall. Die Frauen der Zwillinge Oliver und Oswald kommen dabei ums Leben. Die Fahrerin eines ebenfalls an dem Unfall beteiligten Wagens verliert ein Bein.
Sie heißt Alba, die Brüder verlieben sich in sie. Die Beziehungen steigern sich zur Obsession. Ebenso wie die Leidenschaft der beiden Zoologen für den Prozess des bakteriologischen Zerfalls der Organismen von Säugetieren..
Tod und Verwesung auf einen, die Sehnsucht nach dem Schönen in heilen Welt auf der anderen Seite stellte Greenaway in „Ein Z und zwei Nullen“ in Beziehung: hochästhetisierte Bilder werden durch verwesende Kadaver konterkariert, die mit einem Zeitraffer gefilmt wurden. Der Regisseur dazu im Audiokommentar, auf der ebenfalls bei Kinowelt erschienen DVD.
1988 realisierte Peter Greenaway schließlich „Drowning by numbers/Verschwörung der Frauen“ als wiederum höchst delikaten Film, der in Herbstfarben im Stil alter Meister schwelgt.
Drei Frauen – Großmutter, Mutter, Tochter – haben sich in ländlicher Idylle ihrer Ehemänner entledigt. Jetzt herrscht Ruhe: einer der stört, ist der allein stehende Leichenbestatter Madgett. Er ahnt natürlich, das die Männer keines natürlichen Todes gestorben sind. Er hofft, durch sein Schweigen, der Zuneigung der Damen sicher sein zu können.
Bei einer Bootsfahrt ereilt auch Madgett sein Schicksal. Dummer-weise kann er nicht schwimmen. Bei „Verschwörung der Frauen“ variierte Greenaway ein weiteres Mal sein Generalthema, das Hässliche hinter dem Schönen: der Originaltitel bezieht sich auf Madgetts Sohn, der die Angewohnheit hat, Fund-Gegenstände ob tot oder lebendig zu nummerieren.
Auch dieser Film ist inzwischen ein Klassiker des modernen Kinos, der ein Wiedersehen bzw. eine Neuentdeckung lohnt. Die Einzel- DVDs mit den Greenaway Filmen „Der Kontrakt des Zeichners“, „Ein Z und drei Nullen“ und „Verschwörung der Frauen“ sind bei Arthaus/Kinowelt zum Preis von jeweils rund 10 Euro erschienen.