Herausgeber: Museum Folkwang
Konzeption und Text: René Grohnert
Katalog zur Ausstellung im Museum Folkwang (4. Febr. bis 15. April 2012)
126 Seiten m. Abb.
ISBN 978-3-86930-474-8
Edition Folkwang/Steidl Verlag
Wenn man sich an Italowestern, die Filme mit Bud Spencer, Terence Hill, Didi Hallervorden und Ähnlichem aus den 1970er Jahren erinnert, fallen einem zu allerst die Plakate ein. Knallig, bunt und auf das Wesentliche konzentriert. Das war die Kunst von Renato Casaro. Als das europäische Mainstream-Kino seinen Tiefpunkt („Didi – der Doppelgänger“) erreichte, sorgte der italienische Künstler immerhin für ansprechende Plakate. Das Essener Museum Folkwang hat ihm eine Werkschau gewidmet.
Mit 17 debutierte Casaro (Jahrgang 1935) , in dem er einem Filmpalast in seiner Heimatstadt Treviso zu einem üppig dimensionierten Plakat verhalf. 1955 war er der jüngste Plakatmaler Italiens. Casaaro wirkte stilbildend für die Filmplakatkunst der nächsten Jahrzehnte.
Seine Kunst bestand darin, selbst die trivialsten Inhalte – z. B. der Sandalen-Muskelmann-Filme – künstlerisch zu adeln. Seine Artistik des Fotorealismus blieb unerreicht – schuf eine Brücke zwischen der naiven Sensationsmalerei des späten 19. Jahrhunderts zum Geist des Films in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Selbst wenn Renato Casaro zu Sternstunden der Cinematographie wie Leones „Es war einmal in Amerika“ oder „Nikita“ von Luc Besson das Plakat lieferte, schwingt da immer etwas von der Attraktion des ursprünglichen Jahrmarkts mit. Alles handgemacht! In der Ära von Photoshop ging Casaros Zeit zu Ende. Damit mochte er sich nicht anfreunden. Sein letztes Plakat lieferte er 1998 für „Asterix und Obelix gegen Cäsar“.
Ganz nach Steidl-Manier ist das Buch „Gemalter Film“ dann auch mehr als nur ein Ausstellungskatalog, sondern eine bibliophile Schönheit. Die Texte des Plakat-Experten René Grohnert geben einen versierten Einblick in die Arbeitsweise Casaros und die Stationen seiner Karriere. Da stört es dann auch nicht, wenn der Autor von „Re-Edition“ schreibt, wenn er „Wiederaufführung“ meint.
Wer Casaro bisher immer in die Nähe genialen Kitsches rückte, wird durch die Ausstellung und das Buch eines Besseren belehrt: Renato Casaro ist ein Stück Kinogeschichte und so verbindet sich dieser Rückblick mit etwas Wehmut….