Ganz anders als erwartet, schmückt sich Hamburg dieser Tage mit allerschönstem Herbstwetter! Das gehört sich auch so, bei einem „Filmfest“-Programm, das nur so funkelt und glänzt. Albert Wiederspiel und sein Team haben den Tisch für Cineasten reich gedeckt. Da ist jeder Film des Sehens wert. Selbst dann, wenn einem der eine oder andere contre coeur geht – wie mir das dreistündige Leiden (an Hepatitis A) des Joaquim Pinto in „What now? Remind me“. Aber das ist rein subjektiv… Es soll dem Regisseur inzwischen auch wieder besser gehen!
Ebenfalls aus dem diesjährigen Fundus der „Filmfestspiele Locarno“ kam der „Filmfest“-Eröffnungsfilm „Gabrielle“ an die Alster. Der formal raffinierte Film von Louise Archambault handelt von einer jungen Frau mit William-Beuren-Syndrom. Die Regisseurin kombinierte dabei für ihre Doku-Fiction-Geschichte über Behinderung und selbstbestimmtes Leben die sich selbst spielende Titeldarstellerin (Großaufnahmen) mit einer professionellen Schauspielerin (für heiklere, sprich intime, Aufnahmen).
Beim Interview mit der realen Gabrielle lernte ich ein zauberhaftes Wesen kennen und kann jetzt verstehen, warum „WBS“ auch „Elfin-Face-Syndrom“ oder „Cocktailparty-Personality-Syndrom“ genannt wird – was für die Betroffenen Probleme der ganz besonderen Art mit sich bringt…
Papa war schwul: die verstörende Erkenntnis erschüttert das Selbst-verständnis seines Sohns, der bisher seine Homosexualität als unver-standener Sohn kultivierte. Ein Aspekt in der hinreißenden Tragikomödie „Rosie“ aus der Schweiz. Marcel Gislers neuer Film ist bereits in Solothurn und beim Schweizer Filmpreis gefeiert worden.
Die exzellente Regie wird durch schauspielerische Leistungen aus höchstem Niveau (Sibylle Brunner, Fabian Krüger und die Entdeckung Sebastian Ledesma) geadelt. Sowohl „Gabrielle“ (Alamode) als auch „Rosie“ (Kool) haben einen deutschen Verleih und kommen 2014 (!) in die hiesigen Kinos.