17th Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia
8.-11. Mai, Stuttgart, Haus der Wirtschaft
Nach vier Tagen voller spannender Präsentationen, Workshops und
Screenings zieht die 17. Ausgabe der FMX eine sehr positive Bilanz. Über 3.300 Teilnehmer fanden in dieser Woche täglich den Weg ins Stuttgarter Haus der Wirtschaft, das Gewerkschaftshaus und die nahegelegenen Gloria-Kinos. Die wichtigste europäische Konferenz für Animation, Effekte, Games und Transmedia begrüßte in diesem Jahr internationale Branchenexperten, Kreative, Produzenten und
interessierten Nachwuchs aus insgesamt 50 Ländern. Die Gruppe der Konferenzteilnehmer setzte sich zu 60 Prozent aus Professionals und zu 40 Prozent aus Studierenden zusammen. Vor allem ein Trend
ist dabei auffällig: Die FMX, ihre Referenten und ihr Publikum werden zunehmend internationaler – und weiblicher.
Prof. Thomas Haegele, FMX Conference Chair, zum diesjährigen Erfolg: „Die FMX 2012 war ein großer Erfolg. Ich freue mich, dass unter den FMX-Besuchern und Referenten ein solch lebhafter Gedankenaustausch stattfand und wir die Bandbreite unseres Programms noch einmal erhöhen konnten. Insbesondere die brandaktuellen Themen Virtual Production und Cloud Computing wurden ausführlich diskutiert – und das nicht nur im Hinblick auf die Effekt- und Animationsproduktion. Stuttgart wurde wieder zum internationalen Treffpunkt für renommierte Film-, Games- und Transmedia-Experten,
alle wichtigen Firmen der Branche und den talentierten Nachwuchs.“
Fünf Oscars gewann Martin Scorseses 3D-Abenteuer Hugo Cabret im vergangenen Februar – einen davon erhielten die VFX Supervisor Rob Legato und Ben Grossman für die visuellen Effekte des Films. Realisiert wurden diese hauptverantwortlich von dem in Stuttgart gegründeten, mittlerweile global agierenden Unternehmen Pixomondo. Legato nutzte die Gelegenheit, sich im Rahmen seines großen Specials zu Hugo Cabret öffentlich bei den im Saal anwesenden Pixomondo-Mitarbeitern zu bedanken – und verwies augenzwinkernd auf seine Dankesrede bei der Oscar-Verleihung, bei der er nicht jeden
der Mitwirkenden hatte erwähnen können.
In einer zweiten Präsentation widmete sich Grossman gemeinsam mit Matthew Gratzner, dem Visual Effects-Leiter der kalifornischen New Deal Studios, den besonderen Herausforderungen bei der Kombination von Digital und Practical Effects.
Der diesjährige Ehren-Oscar-Gewinner Douglas Trumbull, der unter anderem für die Effekte in Stanley Kubricks“ 2001: Odyssee im Weltraum“, Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und Ridley Scotts „Blade Runner“ verantwortlich zeichnet, blickte in seiner Keynote auf sein bisheriges Schaffen zurück und diskutierte im Rahmen der Reihe „Cinema of the Future“ mit dem sechsfachen Technical Academy Award-Preisträger Ray Feeney und Filmjournalist Bill Desowitz unter anderem die Vorteile höherer Framerates.
Trumbull fand zum ersten Mal den Weg nach Stuttgart und zeigte sich sehr beeindruckt von der Veranstaltung: „My experience here at FMX was fantastic – I’ve seen so many friends, there was the cutting edge talent here from all the major companies from all around the world. They all come to FMX because it’s the watering hole, the meeting ground and I find it extremely stimulating.“
Bereits vier Wochen vor der offiziellen Europapremiere und zwei Monate vor dem bundesweiten Kinostart präsentierte die FMX ihren Teilnehmern ein ganz besonderes Animations-Bonbon: Im bis auf den letzten Platz gefüllten Gloria-Kino wurde Chris Renauds 3D-Film „Der Lorax“ gezeigt. Im Vorfeld des Screenings erklärte das Referenten-Quartett um Jacques Bled, Kyle Balda, Bruno Chauffard und Yarrow Cheney (Illumination Entertainment) in seiner Präsentation, wie die schnurrbarttragende Titelfigur für die Leinwand zum Leben erweckt wurde.
Darüber hinaus standen weitere Animationsabenteuer, deren Kinostart in Deutschland noch bevorsteht, im Blickpunkt: In ihrem Vortrag „How do you Scrat?“ widmeten sich Supervising Animator Nick Bruno und Lead Animator Jeff Gabor dem beliebtesten aller Ice Age-Charaktere. Die beiden Experten erläuterten, wie das sympathische CG-Eichhörnchen Scrat gequetscht, gestreckt und verzerrt wird – und wie die Blue Sky Studios Scrats ewige Jagd nach der Eichel für den vierten Teil Ice Age 4 – Voll verschoben realisierten.
Scott Peterson, Head of Effects bei DreamWorks Animation, blickte bereits fünf Monate vor dem bundesweiten Kinostart von Madagascar 3: Flucht durch Europa hinter die CG-Kulissen und nahm das Publikum mit auf die unfreiwillige 3D-Odyssee der beliebten Vierbeiner Alex, Marty, Melman und Gloria.
Im Hinblick auf Visual Effects standen neben populären TV-Serien wie Game of Thrones, deren VFX-Produktion seit Staffel 2 von Pixomondo Stuttgart aus gesteuert wird, wieder zahlreiche Kino-Highlights auf dem Programm. VFX Supervisor Jeff White von Industrial Light & Magic erläuterte im Rahmen eines The Avengers-Specials die Arbeit am neuesten Marvel-Comicabenteuer, in dem der Bösewicht im Stuttgarter Königsbau wohnt.
Unterstützung erhielt White bei seinem Vortrag, an den sich ein Screening des Actionfilms anschloss, von Weta Digitals VFX Supervisor Guy Williams Compositing Supervisor Marshall Krasser erläuterte die beeindruckenden Seeschlachten in Battleship
, und John Dietz, Gründer, Producer und VFX Supervisor von Vispop, illustrierte die Effekte im Kassenschlager Die Tribute von Panem – Hunger Games. Jay Redd, Visual Effects Supervisor von Sony Pictures Imageworks, gewährte schon zwei Wochen vor dem Kinostart Einblick hinter die Kulissen der mit Spannung erwarteten Science-Fiction-Komödie Men in Black III. Der Effektspezialist analysierte, wie „Look and Feel“ der ersten beiden Teile auch im dritten MiB-Abenteuer trotz der technischen Weiterentwicklung beibehalten werden konnte. Redd zeigte sich vor allem von den jungen FMX-Besuchern beeindruckt:
„I think what’s really inspiring about FMX is the amount of work that is created and how many creativity there is from the students here. This is really inspiring to me to see that there’s new generations, people constantly wanting to make fantasy real.“
Aktuelle Spiele-Highlights und transmedialer Wandel Games verschmelzen immer stärker mit Filmen und interaktiven Medien und sind nur ein Beispiel für den Trend zur transmedialen Konvergenz. Ben Cammarano, Director of Central Media der Microsoft
Studios, erklärte, warum diese Veränderung die Spieleentwickler im Hinblick auf Content und Budget vor erhebliche Herausforderungen stellt. Rick Stringfellow, Executive Art Director von EA Sports, ging der Frage nach, wie Qualität und Quantität vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Spielesektors, neuen Online-Distributionswegen und der zunehmenden Bedeutung von mobilen Endgeräten und Browser-Games gewährleistet werden können.
Darüber hinaus mit den Erfolgsreihen SSX und Mortal Kombat zwei Dauerbrenner unter den Videospielen und mit Mass Effect 3 ein weitereraktueller Spiele-Hit auf dem Programm des in diesem Jahr ausgebauten Games-Sektors. Die von Inga von Staden kuratierte Transmedia-Reihe beleuchtete verschiedene transmediale Aspekte aus der Sicht der Produzenten und aus Sicht der Benutzer. Transmedia-Pionier Henry Jenkins von der University of Southern California brachte die Kunst des transmedialen Storytellings auf den Punkt:
„Transmedia storytelling represents a process where integral elements of a fiction get dispersed systematically across multiple delivery channels for the purpose of creating aunified und coordinated entertainment experience.“