„Warum sind deutsche Filme so selten international präsent, bei dieser fürstlichen staatlichen Förderung?“ Diese Frage einer dänischen Produzentin, die gerade ihren zweiten Film mit einem deutschen Partner realisiert, macht am Rande des „Filmfest Hamburg“ betroffen. Sind wir nicht mächtig stolz darauf, dass es seit einiger Zeit in deutschen Landen Filme gibt, die mehrheitlich der Rede wert sind? Und was ist mit unserem Til, über dessen Produkte sich angeblich sogar russische Kids ebenso freuen, wie die Jungs und Mädels, die unsere Freiheit in Afghanistan verteidigen? In Dänemark – an Lars von Trier und „Dogma“ geschult – rümpft man angesichts von „Kokowääh“ et al die Nase. Kann man verstehen.
Ich empfehle meiner Gegenüber zur Fortbildung in Sachen aktueller deutscher Filmkunst „Tore tanzt“: nach Cannes feiert das ambitionierte, wenn gleich düstere Werk in Hamburg seine deutsche Premiere. Es kommt in diesem Herbst auch in die deutschen Kinos. Besucher-Prognose: 20 000 Besucher wenn‘s hoch kommt… Internationale Auswertung: unwahrscheinlich! Ist daran vielleicht das Fernsehen schuld, das bei nahezu jeder Produktion in der Bundesrepublik die Finger im Spiel hat? wird weiter gefragt… Immerhin heißt beim Filmfest eine Sektion „Fernsehen im Kino: Innovativ“. Ich bin gespannt, vielleicht kann ich dabei die dänische Skepsis ausräumen:
Weil ich ein Herz für Multikulti im Allgemeinen und Deutsch-Türken im Besonderen habe, führte mich mein Weg gestern Abend zur Premiere von „Einmal Hans mit scharfer Soße“. Der Titel klingt ulkig, Regisseurin Buket Alakus versteht ihr Handwerk, die Cast verspricht darstellerische Qualität.
Es fängt auch ganz originell an: Hatice hat einen deutschen Freund, der sich türkischer als jeder Türke benimmt und sogar zur Beschneidung bereit wäre. Doch leider wird aus der schönen Idee nichts! Holterdipolter stiefelt die Handlung nach dem charmanten, etwas angejahrten Bestseller von Hatice Akyün dem Niveau von „Türkisch für Anfänger“ entgegen.
Die unverwüstliche Ruth Toma lieferte ein verschwurbeltes Script mit dussliger, wenngleich pfiffiger Türkenmutter, autoritärem Türkenvater und den üblich hysterischen Wilde-Hühner-Töchtern, die unbedingt an den Mann wollen. Da wird kein Charakter ausgearbeitet, hechtet die Regie von einer Plattitüde zur nächsten – wie es die TV-Verantwortlichen (Koproduktion: NDR und „Wüste“) im deutschen Fernsehen so lieben: ohne Rücksicht auf Verluste.
Der Himmel möge verhindern, dass sich für den ungenießbaren „ Hans mit scharfer Sosse“ auch noch ein Verleih findet, der mit viel staatlicher Förderung den Film dann im deutschen Kinosumpf versenkt! Ohne versendet sich die Klamotte wenigstens irgendwann sang-und klanglos. International macht man damit ohnehin keinen Staat!
Immerhin bemerkenswert bei der Premiere im Hamburger Dammtor-Max: die elegante Beherrschung, mit der Regisseurin und ihre Darstellerinnen mit ihren atemberaubenden Highheels unterwegs waren: Es wäre wünschenswert gewesen, wenn davon etwas auf der Leinwand zu spüren gewesen wäre. Im benachbarten Ausland gelingt das..
Florian Jacobsen
Hallo Herr Spaich.
Das hat zwar nix zu tun mit dem oben beschriebenen Film (deswegen müssen sie diesen Kommentar auch nicht veröffentlichen), wir von den MICHEL MOVIE KIDS wollten aber nochmal danke sagen für Ihre Zeit und das tolle Interview mit Ihnen. Sollten Sie es noch gelesen haben, dann finden Sie es hier: http://michelmoviekids.de/interview-herbert-spaich-filmkritiker-und-blogger/
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Jacobsen