Die Preisverleihung fand im Rahmen der feierlichen Abschlussveranstaltung von Filmfest Hamburg im ausverkauften CinemaxX Dammtor statt. Insgesamt wurden am Abend sieben Preise vergeben. Die meisten Preisträger waren anwesend und konnten ihre Auszeichnungen persönlich entgegennehmen.
Zwei weitere Preise, der Douglas-Sirk-Preis und der TV Produzenten-Preis, waren schon während der Laufzeit von Filmfest Hamburg überreicht worden.
Nach der Preisverleihung äußerte sich Festivalleiter Albert Wiederspiel zufrieden über den Verlauf von Filmfest Hamburg 2011: „Dieses Filmfest ging vom Hochsommer bis zum Frühwinter. Am Anfang hatte eine Vorleserin fast einen Hitzeschlag im Festivalzelt vorm Abaton Kino, gestern mussten wir schon ordentlich heizen. Ein Filmfest durchbricht aber nicht nur alle Wetterzonen, sondern auch Grenzen. Beim Eröffnungsfilm waren wir zusammen in Teheran, dann am Mississippi und heute geht es nach Montreal.“
Bei den ersten Auszählungen des Ticketverkaufs am Freitagabend konnte ein leichter Zuwachs der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr registriert werden. Gezeigt wurde als Abschlussfilm einer der Preisträger, der Film „Monsieur Lazhar“ von Philippe Falardeau.
Häagen-Dazs Publikumspreis
Der Gewinner: „King of Devil’s Island“ (Regie: Marius Holst, Drehbuch: Dennis Magnusson, nach einer Vorlage von Lars Saabye Christensen und Mette M. Bølstad, Norwegen). Überreicht wurde der Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, von der Schauspielerin Cosma Shiva Hagen.
Abgestimmt hatten über 1300 Zuschauer per Stimmzettel. Die Frage hieß: Welcher europäische Box-Office-Hit in der Sektion „Eurovisuell“ ist der beste?
Art Cinema Award:
Der Gewinner: „Monsieur Lazhar“ (Regie und Drehbuch: Philippe Falardeau, Kanada)
Aus der Begründung der Jury:
„Eine richtige Lehrerin, die das Falsche tut, und ein falscher Lehrer, der das Richtige tut. Kinder stärker als Erwachsene, Erwachsene – hilflos und desorientiert. Der Film berührt auf eine zärtliche und zutiefst menschliche Weise durch seinen liebevollen Blick auf unseren Umgang mit Verlusten. Der erfolgreiche Komiker Fellag überzeugt hier im Charakterfach in der Rolle des Bashir Lazhar.“
Vergeben wird der Preis bereits zum vierten Mal vom internationalen Verband der Filmkunsttheater (C.I.C.A.E.). Die Jury besteht aus vier Kinobetreibern: Jörg Jacob (Provinz Programmkino/Deutschland), Romy Gysin (kult.kino/Schweiz), Nikos Grigoriadis (Augartenkino KIZ/Österreich) und Natalia Arispe Rivas (El Cinematografo/Peru).
Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein begleitet den Preis mit einer Summe von 5.000 Euro und fördert damit PR-Maßnahmen des deutschen Verleihs. Nominiert waren zwölf Filme.
Preis der Hamburger Filmkritik:
Der Gewinner: „Take Shelter“ (Regie und Drehbuch: Jeff Nichols, USA)
Aus der Begründung der Jury:
„Ein ökonomisch und ökologisch verunsichertes Land, das sich von innen wie von außen bedroht fühlt. US-Regisseur Jeff Nichols analysiert in seinem Film messerscharf den Zustand seines Landes im Jahr 2011. In gleichermaßen betörenden wie verstörenden Bildern erzählt er von einem Mann, dessen wohlgeordnetes Leben immer mehr aus den Fugen gerät und schließlich in eine Katastrophe mündet. Apocalypse Now und kein Schutz, nirgends.“
Der Preis wurde stellvertretend von der USGeneralkonsulin in Hamburg Inmi Patterson entgegengenommen.
Zu der Jury gehörten Thomas Behrens (Hamburger Abendblatt), Thorsten Pilz (NDR 90,3), Bernd Teichmann (Stern) und Daniel Sander (Der Spiegel). Die Nachrichtenmagazine „Der Spiegel“ und „Stern“, die Tageszeitung „Hamburger Abendblatt“ und der Radiosender „NDR 90,3“ vergeben diesen Preis seit 2004 an einen Film, der sich durch einen originellen Blick auf die Gegenwart auszeichnet. Nominiert waren zwölf Filme.
Foreign Press Award:
Der Gewinner: „The Art of Love” (Regie und Drehbuch: Emmanuel Mouret, Frankreich)
Aus der Begründung der Jury:
„Der Film hat als Thema eine zeitlose Problematik: Gefühle, Liebe und Sex. Das ist zwar nicht neu, vor allem nicht im Kino. Aber Mouret gelingt es, eine überraschend witzige, jedoch subtile Perspektive auf die Bühne zu bringen. Durch Humor schafft er es, alle Facetten zu porträtieren, die das große Wort „Liebe“ für den Menschen bedeuten. Der Zuschauer steht insofern nicht nur einer Komödie gegenüber, sondern der ewigen Frage: Wie kommunizieren wir mit anderen, wenn Gefühle und Lust uns im Wegestehen? Wie überwindet man die Konventionen, die die Gesellschaft uns jeden Tag aufzwingt? Und wiehandelt man, ohne den Respekt für den anderen zu verlieren – oder diesen gar zu verletzen? Die Jury ist zudem von der Form, den Dialogen, dem kreativen Aneinanderreihen von kleinen Sequenzen und schließlich auch von den Darstellern begeistert.“
Zum dritten Mal verliehen vier Vertreter des Vereins der ausländischen Presse in Deutschland (VAP e.V.) diesen Preis. Zu der Jury gehörten Eldad Beck (Achar Jedi’ot onot/Israel), Camilo Jiménez (Semana/Kolumbien) Sudgi Hamdan (freier Mitarbeiter DW-TV/Palästinenser) und Catherine Marie Degrace (ARTE Berlin/Frankreich). Das Votum der deutschen Jury wird so um eine internationale Perspektive erweitert. Nominiert waren dieselben zwölf Filme wie für den Preis der Hamburger Filmkritik.
Die Elfe:
Der Gewinner: „Avé“ (Regie und Drehbuch: Konstantin Bojanov, Bulgarien)
Aus der Begründung der Jury:
„Wir haben tolle, politische, verrückte Filme gesehen und dabei eine Elfe gefunden. Nicht im Wald oder im Gestrüpp, wo man sie erwartet, sondern hier im Kino bei Filmfest Hamburg, und sie heißt Avé und kommt aus Bulgarien. Der Erfinder dieses poetischen Films heißt Konstantin Bojanov. Er liebt seineFiguren, hat keine platten Menschenmasken anzubieten, dafür eine spannende und rührende Geschichte vom Anfang bis zum Ende. Gut fotografiert und auf eine unkonventionell zärtliche Art erzählt er von seiner Heimat.“
Dieser Nachwuchspreis wird seit 2008 vergeben. Die Jury bestand aus Lars Becker (Regisseur, Autor), Birgit Politycki (Literaturagentin) und Adriana Altaras (Schauspielerin, Theaterregisseurin). Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro wird von einer der führenden Werbefilmproduktionen Europas, der Neue Sentimental Film Hamburg GmbH (NSF), zur Verfügung gestellt. Nominiert waren ebenfalls zwölf Filme.
Montblanc Drehbuch-Preis:
Der Gewinner: „Simon“ (Regie: Lisa Ohlin, Drehbuch: Marnie Blok, nach einer Vorlage von Marianne Fredriksson, Schweden/Deutschland/Dänemark/Norwegen/Niederlande).
Aus der Begründung der Jury:
„Beim Sichten der Filme wurden wir auf eine lange Reise geschickt. Es begann in der tiefsten Provinz, dem Schwarzwald, und endete in der tiefsten chinesischen Provinz, elf Kilometer von Maos Geburtstort entfernt. Das Drehbuch, das wir für preiswürdig erachten, erzählt die Entwicklung eines Jungen von 1939 bis in die Mitte der Fünfziger Jahre in Göteborg und Umgebung. Aufgewachsen bei einfachen Leuten, in einer liebevollen Familie, hat er dennoch das Gefühl nicht dazuzugehören. Im Laufe der Geschichte löst sich das Rätsel auf: Der Protagonist erfährt, dass seine Eltern nicht seine leiblichen Eltern sind und er jüdische Wurzeln hat. In poetischen Bildern, die die Realität nie aus den Augen verlieren, nutzt die Drehbuchautorin die Form des Melodrams, um uns Hoffnung zu machen auf ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen und Generationen. Dieser Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird in der Sektion „Nordlichter“ vergeben, gemeinsam mit dem Hamburger Traditionsunternehmen Montblanc. Insgesamt waren fünf Produktionen nominiert. In der Jury saßen Kathrin Klamroth (Agentin, Dramaturgin), Lothar Kurzawa (Autor/Produzent) und Henna Peschel (Vorjahressieger, Filmemacher).
Bereits am Nachmittag war der Michel Award für die beste Regie verliehen worden.
Der Gewinner: „Ewiges Leben“ (Regie und Drehbuch: Gustavo Ron, Spanien/Großbritannien)
Aus der Begündung der Jury:
„Wir haben den Film ausgewählt, weil er ein Thema behandelt, über das man normalerweise schweigt und das gut für Kinder und Jugendliche erklärt wird. Die schauspielerische Leistung und die Musik finden wir stimmig und sehr überzeugend. Der Film stellt die Art und Weise, wie die Familien, die Freunde und die betroffenen Kinder mit ihrer Erkrankung an Leukämie umgehen, sehr echt und bewegend dar, trotzdem kann man auch lachen, denn er ist nicht nur traurig. Die spanisch-britische Co-Produktion macht Kindern und Erwachsenen Mut, in einer schweren Situation stark zu sein.“
Die Preisverleihung übernahm Thorsten Flassnöcker, Producer bei Zieglerfilm Köln GmbH. Seine Firma stellte das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro zur Verfügung. Der Regisseur bedankte sich per Videobotschaft aus London. Insgesamt waren neun Filme im Wettbewerb. Den Gewinner hat eine Kinderjury ausgewählt: Mit dabei waren: Anton Knepper, Meret Kopido, Pia Lisa-Marie Wäbs, Pia-Sophie Sternhagen, Sebastian Schub.
Die folgenden zwei Preise wurden bereits im Laufe des Festivals verliehen:
TV Produzenten-Preis:
Der Gewinner: „Tödlicher Rausch“ (Regie: Johannes Fabrick; Produzent: Ulrich Aselmann). Nominiert waren elf Filme.
Douglas-Sirk-Preis:
Er ging in diesem Jahr an den Regisseur Andreas Dresen und seinen Produzenten Peter Rommel, Deutschland .
Das nächste Filmfest Hamburg beginnt am 28. September und endet am 7. Oktober 2012.