Feo Aladag aus Wien gebürtig ist Dr. phil, schön und erfolgreich. Nach Erfahrungen als Assistentin von Weltklasse-Regisseuren wie Stephan Frears und Bertrand Tavernier hat die ausgebildete Schauspielerin in Filmen von Vanessa Jopp und Anno Paul vor der Kamera mitgewirkt. Bevor sie 2010 für ihr Regie-Debut „Die Fremde“ hoch gelobt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Aladag zweiter Film machte bereits während der Dreharbeiten Schlagzeilen. An Originalschauplätzen in Afghanistan realisierte sie – in enger Verbundenheit mit der Bundeswehr – einen Spielfilm zur Lage deutscher Soldaten in Kunduz. Gestern Abend hatte der Film im Rahmen der Berliner Filmfestspiele Premiere.
Armes Afghanistan: nach den Russen, den Taliban und der Nato fallen neuerdings deutsche Filmemacher in das ferne Land ein. Von Till Schweiger, über das deutsche Fernsehen bis zu Feo Aladag und ihrem Damenkränzchen aus Kamerafrau Judith Kaufmann, Silke Buhr, Szenen- und Gabriela Reumer Kostümbild.
Außerdem mit von der Partie Ex-BW-Fünfzehnender Martin Lang, zuständig für Militärisches und Sicherheit sowie Matthias Kock als Afghanistan-Berater. Zusammen mit nachgeordnetem Personal fast ein Bataillon.
Im Mittelpunkt des Films steht Hauptmann Jesper. Ein moderner Bürger in Uniform, den es auch aus privatem Leid zum Auslandseinsatz der Bundeswehr getrieben hat. Solche Männer braucht das Land: Das freut die Frau Verteidigungsminister und Mutter der Kompanie! Aber – Achtuuung: Kunduz ist kein Landschulheim!
Da wird scharf geschossen! Unser Hauptmann ist schon zum zweiten Mal da, aber so richtig auskennen in der afghanischen Mentalität tut er sich immer noch nicht. Versteht man; die Verhältnisse sind so unübersichtlich wie das Gelände. Und dann diese komischen Sitten und Gebräuche.
Zwar lässt sich des Morgens in Kunduz gar trefflich joggen – die Taliban sind wohl Spätaufsteher – aber das macht den Verlust des Bruders ebenso wenig wett, wie die Probleme des eingeborenen Dolmetschers mit den Taliban, das allgemein schlechte Betriebsklima unter den eigenen Leuten und das ungesunde Klima in und um das Einsatzgebiet. Ganz zu schweigen von der Ignoranz der Vorgesetzten. Kurz, das Ganze ist zum davon laufen. Und dann verheddert sich auch noch eine Kuh im Zaun, was zu deren Abschuss und zu Ärger mit den afghanischen Bauern führt!
Die Volksseele kocht… und so weiter und so weiter. Der Titel von Feo Aladags Film „Zwischen Welten“ ist Programm und das wird von A bis Z ohne Erbarmen durchexerziert. Da bleibt keine Auge trocken und kein Klischee außen vor:
Ronald Zehrfeld kann in der Rolle des wackeren deutschen deutschen Kreuzritters zeigen, dass er es zu DDR-Zeiten zum Olympioniken im Judo-Schwergewicht gebracht hat. Ein Kerl wie Samt und Seide! Giftiger und ein bisschen ungerechter Kommentar eines Schauspieler-Kollegengestern Abend am Rande der Premieren-Party: „Große Muskeln auf dünnen Beinen!“ Das trifft vielmehr das Wesen dieses unglückseligen Films:
Abgesehen davon, dass es ziemlich geschmacklos ist, in einem vom Krieg verwüsteten Land wie Afghanistan diesen Krieg vor einer deutschen Kamera nach zu inszenieren und als pittoreske Kulisse zu benutzen, fehlt „Zwischen Welten“ eine wie auch immer geartete Haltung.
Unentschlossen eiert Feo Aladag zwischen Sentimentalität und Wehrertüchtigung hin und her. Schlimm genug, dass derlei überhaupt produziert und mit Steuergeldern von der „Filmförderungsanstalt“, dem „Medienboard Berlin-Brandenburg, der „Film-und Medienstiftung NRW“, „Normedia“, dem „Deutschen Filmförderfond“ und dem „MEDIA-Programm der EU“ gefördert wird. Das dieser Film dann auch noch im „Wettbewerbsprogramm der Berlinale“ läuft, grenzt an einen Skandal!