Deutschland 2015
Buch & Regie: Bora Dagtekin
Kamera: Andreas Berger
Musik: Michael Beckmann, Uli Kleppi
Start: 10. September 2015
Mit über sieben Millionen Besuchern war „Fack ju Göhte“ 2013 einer der erfolgreichsten deutschen Filme seit 1945, Regisseur Bora Dagtekin der Shooting-Star unter den Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg. Der Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter erwies sich bereits mit seiner ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ als Könner in Sachen Komödie. Zusammen mit seiner Entdeckung Elyas M’Barek gelang Dagtekin mit Tempo und Charme, die unterschiedlichen Gefühlswelten von Deutschen und Deutschen mit türkischen Wurzeln auszuloten. Das Rezept funktionierte auch bei seiner Satire über die deutsche Schulmisere „Fack ju göhte“. Dem Branchengesetz folgend, drehte Bora Dagtekin eine Fortsetzung, die morgen als „Fack ju göhte 2“ in die deutschen Kinos kommt.
„Let’s go!“: Lena Meyer-Landrut liefert den Titelsong zu “Fuck ju göhte” Teil 2. Da sind sie wieder die dämlichen Gören von der Goethe-Gesamtschule, mit einer Rektorin (Katja Riemann), die keinen Durchblick hat, Lehrerinnen (Uschi Glas, Karoline Herfurth) am Rande des Nervenzusammenbruchs und natürlich Zeki Müller (Elyas M’Barek), der Schmalspur-Ganove, der per Zufall zu einer Gastrolle als Pädagoge gekommen ist…
Hart aber herzlich macht Herr Müller seinen Schülern klar, wo es lang geht. Wer nicht pariert, bekommt das Gesetz der Straße zu spüren. Das kann z. B. eine elektronische Fußfessel für Danger sein. Der Junge leidet nicht nur an geringer Hirnmasse, sondern auch unter pubertär bedingtem spermatogenem Hochdruck. Das könnte zu weiteren Komplikationen führen. Lehrer Müller ist nämlich mit seiner 5b auf Klassenfahrt und zwar in Thailand. Warum ausgerechnet Thailand? Diese Frage hat auch Direktorin Gerster ihrem Kollegium gestellt. Als Müller ihr den Trip als perfekten Coup verkauft, um die Schule zu profilieren, ist sie Happy. Aber von wegen „Spirit“: Natürlich ist der Wettlauf mit der Konkurrenz von Schiller-Schule um den Preis für das beste Partnerschaftsprojekt in einem Schwellenland nur ein Vorwand: Zeki Müller hat wieder mal ein krummes Ding laufen und das hat mit Thailand zu tun.
Die Welt ist kompliziert und irgendwie undurchschaubar – ebenso wie die Gesetzmäßigkeiten des Kinos. Da wird aus einer kleinen Teeny-Komödie ein Blockbuster und deshalb muss eine Fortsetzung her. Selbst ein aufgeweckter Kopf wie Bora Dagtekin hat Mühe, den Wunsch der Branche nach einer Neuauflage des Erfolgs zu erfüllen. Freilich gibt es auch in „Fack ju göhte 2“ gelegentlich witzige Momeente…
Leider belässt es Regisseur Dagtekin nicht dabei. Er folgte der fatalen Eingebung, diesmal einen politisch derart korrekten Film zu machen, als hätte die Kultusminister-Konferenz am Drehbuch mitgeschrieben. Wenn man in Phuket dreht, darf man natürlich keine Witze machen: Deshalb noch einmal die Frage: „Warum Thailand?“ Wohl allein aus pädagogischen Gründen: Zeki Müller baut schließlich mit seinen Schülern ein Waisenhaus für Kinder, die 2004 ihre Eltern bei der Tsunami-Katastrophe verloren haben. Der Ganove erhält dafür höchstes Lob und wird ein ehrlicher Lehrer. Chantal, Danger und die Anderen sind natürlich nicht blöd, sondern ebenso auf dem Weg, patente Stützen unserer Gesellschaft zu werden. Also, liebe Eltern, Sie können Ihre Kinder unbesorgt in „Fack ju Göhte 2“ schicken: der ist zwar weniger lustig als Teil 1, dafür aber pädagogisch ganz besonders wertvoll! Ein kleiner Trost für alle Elyas M’Barek-Fans: er zieht häufig sein T-Shirt aus!