Verlag text+kritik, Film-Konzepte 17, Hrsg. Thomas Koebner u. Fabienne Liptay. 117 Seiten m. Abb. – 19€
Eigentlich hatten die Herausgeber eine Festschrift zum 90. Geburtstag Eric Rohmers geplant. Nach seinem – trotz des hohen Alters – überraschen Tod im Januar 2010 ist daraus nun der Nekrolog auf einen der wichtigsten Cineasten des 20. Jahrhunderts geworden, der sich zeitlebens als „Auteur“ betrachtet hat. Nachdem die deutschsprachige Literatur über Eric Rohmer nicht gerade üppig ist, kann man diesen knapp gehaltenen Band nur begrüßen. Selbst wenn der eine oder andere Beitrag seinen professoralen Hintergrund nicht verbergen kann oder will, ist der Band im Großen und Ganzen doch angenehm zu lesen. Versteht es materialreich, den Blick auf ein erstaunlich homogenes Oevre zu lenken, in dem vorwiegend junge Menschen auf dem Weg in die Welt, aber auch auf der Suche nach sich selbst sind. „Stadtnomadinnen“ überschreibt zum Beispiel Uta Felten ihre Betrachtung „Zur Figur der Zirkularität im Kino von Eric Rohmer“. Mit den „Moralischen Erzählungen“ beschäftigt sich Beate Ochsner, Volker Roloff liefert mit seinem Artikel „Liebe und Politik – ‚L’anglaise et le duc’“ eine interessante Würdigung des vielfach unterschätzen Spätwerks Rohmers. Kurzum eine verdienstvolle Materialsammlung zu Eric Rohmers Welt. Nachdem es nahezu das Gesamtwerk des Regisseurs auch in Deutschland in einer sorgfältigen DVD-Edition von Arthaus/Kinowelt gibt, empfielt es sich die Nummer 17 der „Film-Konzepte“ zu gelegentlichem Gebrauch als Gedankenstütze und zur vertiefenden Ausein-andersetzung mit den Filmwundern Rohmers griffbereit mit ins Regal zu stellen.