Serien machen Furore – nur nicht in Deutschland. Da geht es entweder hausbacken auf Vorabendniveau zu oder werden ambitionierte Versuche wie Matthias Glasners „Blochin“ lieblos versendet. Das hat den SWR nicht ruhen lassen und man hat sich was Neues einfallen lassen: eine Serie über den Alltag einer Radiomoderatorin („Emma“), die in ihrer Sendung („…nach Mitternacht“) einsame Herzen tröstet. Den Plot kennen wir aus diversen Spielfilmen. Da haben wir gelernt, dass nachts nur Irre anrufen und in und außerhalb des Funkhauses das Böse in jeglicher Form unterwegs ist – im SWR-Funkhaus an der Stuttgarter Neckarstraße habe ich zwar außer netten Pförtnern nie etwas Aufregendes erlebt, aber das ist eben der Unterschied zur Wirklichkeit. In der Dependance in Baden-Baden im düsteren Tann des Schwarzwaldes, ist das vermutlich bereits anders. Da sitzt auch die Fernsehspielredaktion, die „Emma nach Mitternacht“ auf den Weg gebracht hat. Ganz prominent platziert am Mittwochabend um 20.15 Uhr und mit Frauenbonus.So habe habe ich voller Vorfreude den Fernseher angestellt und mich in die erste Reihe aufs Sofa gesetzt. Katja Riemann hat mir letzten Herbst voller Begeisterung von dem Projekt, den Dreharbeiten und den tollen Kollegen – Becker, Eichhorn, Schmidt – erzählt. Da konnte ja eigentlich nichts schief gehen. Zumal Wolfgang Stauch ein versierter Autor ist und Regisseur Torsten C. Fischer sein Handwerk versteht. Und dann das!
Emma Meyer (allein der Name lässt erschauern!) übernimmt – eigentlich unter ihrem Niveau (Diplompsychologin!) – einen nachgeordneten Job in einem Privatsender (Na klar doch!). Die Moderatorin der Sendung „Die Nachtpsychologin“ ist dem Suff verfallen. Sie wird von Herrn Thiels Chefin Mechthild Großmann gespielt…Weil das nicht abendfüllend ist, hat es Autor Stauch und der Redaktion gefallen, die Lebenshilfe-Sendung gleich beim ersten Mal auszulagern, in eine Mannheimer Tankstelle: da hat ein offensichtlich Gestörter Geiseln genommen und droht sie umzubringen, wenn man ihm nicht Gehör schenkt. Warum will der ins Programm eines Privatsenders und nicht zu SWR1? Gleichwohl macht sich die mutige Emma sich auf die Socken – nichts wie hin, an den Ort des Geschehens. So als tröstende Madonna mit Lockenkopf von Powerfrau zu armem Würstchen. Ein Sonderkommando der Polizei ist auch schon da.
Der Mann hat ein Problem, das merkt die aufmerksame Emma gleich. Derweil macht sich der Radio-Chef (auch in einer bedauernswerten Rolle: Andreas Schmidt) auf ins Archiv, um über den Geiselnehmer zu recherchieren. Dem fühlt Emma schließlich – per Headset auf dem aktuellen Stand der Recherche und ganz cool – auf den „Zahn“ bzw.rückt ihn in den Fokus eines Ehe- und Familiendramas. Das geht hin, das geht her und schließlich – die Sendezeit von 90 Minuten neigt sich dem Ende zu -kommt es zum großen Knall – ist wahrsten Sinne des Wortes. Ich sitze zunehmend fassungslos vor der Glotze – im Angesicht dieser geballten Ladung Schwachsinn, Laientheater und einer eiernden Regie! Anfangs konnte man über die Dialoge aus dem Setzkasten eines Drehbuch-Seminars und dem haltlosen Chargieren Ben Beckers in einem gnadenlose ausgeleuchteten Set noch hysterisch lachen bzw. Riemanns Versuche, ihrer Rolle Profil zu geben, zutiefst bedauern.
Schließlich war auch der Bonus verbraucht und „Emma nach Mitternacht – Der Wolf und die sieben Geiseln“ dem grauslichen Nirwana des deutschen Fernsehspiels zwischen den „Fallers“ und der „Lindenstraße“ anheim gefallen. Das passt – um was Nettes zu sagen – durchaus zur Unsäglichkeit von „Die Kirche bleibt im Dorf“! Ich weiß nicht, ob ich mir noch eine weitere Folge zumuten werde. Zugegeben, ich bin verwöhnt: selbst die schwächsten Filme William Dieterles sind besser und zeitloser als diese fahrige Produktion an der so gar nichts stimmt. Vielleicht lassen sich die Herrn Strauch und Fischer mal ein paar Dieterle-Filme (z.B. „Jenny“, „Love Letters“ oder „Dark City“) nach Baden-Baden kommen. Ich garantiere, da können sie viel lernen und ihre dramatische Hilflosigkeit bei der Behandlung des Stoffes ein kleines bisschen ausgleichen !