Verlag Langen-Müller 2010
320 Seiten. Mit über 100 zum Teil bisher unveröffentlichten Fotos
Preis: 19.95 €
Bernhard Wicki (1919-200) war eine der großen Ausnahmepersönlichkeiten des deutschen Films und Theaters. Er hatte ist in den frühen 1950er Jahren zunächst als Schauspieler auf dem Theater und mit markanten Rollen in Filmen wie „Die letzte Brücke“, (Helmut Käutner, 1953) oder als Stauffenberg in „Es geschah am 20. Juli“, (G.W. Pabst, 1955) einen Namen gemacht.
Als Regisseur wurde Wicki 1959 mit seinem Antikriegsfilm „Die Brücke“ international bekannt. Das hatte Auswirkungen auf seine weitere Karriere: 1960 spielte er unter der Regie von Michelangelo Antonioni in „La Notte/Die Nacht“ eine seiner schönsten Rollen als Schauspieler. Dann rief Amerika: Die Einladung nach Hollywood – er verfilmte u. a. Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ mit Ingrid Bergman – betrachtete Bernhard Wicki im Nachhinein äußerst kritisch.
Dazu liefert Elisabeth Wicki-Endriss in ihrer autobiographischen Monographie „Bernhard Wicki – Leben mit einem Filmgenie“ Hintergrundinformationen. In einem klugen punktgenau geschriebenen Buch. Da spürt man in jedem Satz den persönlichen Hintergrund.
Elisabeth Endriss war eine angesehene junge Schauspielerin, als sie Bernhard Wicki 1977 kennen lernte. Für beide die große Liebe. Wobei Wicki seit Langem mit seiner Kollegin Agnes Fink verheiratet ist. Über knapp zwanzig Jahre führten Wicki, Endriss und Fink anschließend eine Menage á troi. Erst nach Finks Tod 1995 heirateten Bernhard Wicki und Elisabeth Endriss.
Mit bemerkenswerter Offenheit nimmt Elisabeth die Beziehung zu Wicki zum Anlass, um in die Biographie eines großen Künstlers und nicht einfachen Menschen einzutauchen. Das macht diese Lebensbeschreibung mit einem Filmgenie zu einer berührenden und dabei spannenden Replik auf das Zusammenspiel von Genialität, menschlicher Größe und politischer Integrität.
Dabei erfährt der Leser auch viel über das Selbstverständnis Wickis, der immer mit einem analytischen Blick auf die Wirklichkeit seine Filme realisierte und dabei versuchte, keine faulen Kompromisse einzugehen. Ein wesentlicher Grund, warum er seine amerikanische Karriere abgebrochen hat und Mitte der 1960er Jahre nach Deutschland zurück kehrte. Gegenüber der Machtfülle amerikanischer Produzenten hatte Wicki keine Chance, seine kreativen Vorstellungen durchzusetzen.
Seine bei ihrer Uraufführung häufig kontrovers aufgenommenen Filme – von „Die Träne“ bis seinem letzten Film „Das Spinnennetz“- warten darauf, in ihrer enormen visionären Kraft neu entdeckt zu werden.- Wicki-Endriss‘ Buch regt dazu auf besonders sympathische Weise an!
Nach Wickis Tod im Jahr 2000 gründete Elisabeth Wicki-Endriss den „Bernhard Wicki Gedächtnisfonds e. V.“, der jährlich den „Bernhard Wicki Filmpreis – Die Brücke – Der Friedenspreis des deutschen Films“ verleiht. Für 2010 in der kommenden Woche – traditionell im Rahmen des Filmfestes München.
Der Preis geht diesmal an die bosnische Regisseurin Jasmilia Zbanic („Grbavica“) für „Na Puta“(Unter dem Titel „Zwischen uns das Paradies“ ab 2. September in den deutschen Kinos): „Der Film zeigt vor dem Hintergrund der immer noch spürbaren Schrecken des Bosnienkrieges auf sehr subtile Weise, wie Menschen in Krisensituationen nach Ersatz für ihre verlorengegangene ‚heile Welt‘ in Heilslehren und Religionen suchen, die ihnen scheinbare vorgefertigte Antworten geben“, heißt es in der Begründung.
Den Schauspielerpreis bekommt Sibel Kekilli für ihre Rolle in „Die Fremde“. Dafür ist sie bereits mit dem Deutschen Filmpreis geehrt worden.
Mit dem „Ehrenpreis“ wird die Iranische Fotokünstlerin Shirin Neshat für ihr beeindruckendes Regie-Debut „Women without men“ ausgezeichnet, das ab nächster Woche auch in den deutschen Kinos zu sehen sein wird.
Der Nachwuchspreis: „Picco“ von Philip Koch, der dafür bereits in Cannes hoch gelobt wurde.