….sagte Andreas Dresen nach dem ihm und seinem Produzenten Peter Rommel heute in Hamburg der „Douglas Sirk-Preis 2011“ verliehen wurde.
Das Duo Dresen/Rommel ist etwas ganz Besonderes in deutschen Filmlandschaft. Könner, die sich von Film zu Film steigern – nein: verändern und sich trotzdem treu und dabei immer auf „dem Teppich“ bleiben. Das will in der Filmbranche was heißen! Der Hamburger „Douglas Sirk-Preis“ wird für einen „Besonderen Beitrag zur Filmkultur“ verliehen. Wer hätte ihn mehr verdient als Andreas Dresen und Peter Rommel!
Die Beiden haben sich in der „Wendezeit“ 1989 kennen gelernt. Rommel verhalf Dresen zu seinen ersten Gehversuchen im „Haifischbecken“ (O-Ton Dresen) der westlichen Filmbranche. Das Ergebnis hieß „Nachtgestalten“.
Der Titel sagte um was es geht: Die Kehrseite der Medaille Berlin: Asylanten, Stricher, Obdachlose. Obwohl mit einem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet, war die Reaktion der Filmkritik verhalten, der Kinobesuch ebenfalls.
Das änderte sich 2001 mit „Halbe Treppe“: der erste große Erfolg von Dresen und Rommel. Eine mit leichter Hand inszenierte tiefgründige Beschreibung einer Beziehungskrise – die Musik dazu kam von den „17 Hippies“.
Jetzt zeigte sich, dass sich da zwei Seelenverwandte getroffen hatten. Der Dresen/Rommel-Touch war geboren. Ein Glücksfall für den deutschen Film. In „Halbe Treppe“ gab übrigens Axel Prahl sein Spielfilm-Debut. Inzwischen als der Münsteraner „Tatort“-Kommissar Thiel TV-Kult. Die Entdeckung bisher unbekannter Talente – auch das eine Fähigkeit des Teams Rommel & Dresen.
2006 waren das Andreas Schmidt, Inka Friedrich und Nadja Uhl in „Sommer vorm Balkon“. Mit über einer Million Besucher und zahlreichen Preisen einer der erfolgreichsten deutschen Filme des Jahrzehnts.
2008 debutierten Andreas Dresen und Peter Rommel bei den Film-festspielen von Cannes: „Wolke 9″. Liebe im Alter – ein Tabu-Thema – ohne Tabus und dabei enorm taktvoll filmisch umgesetzt. Wieder mit zwei Entdeckungen: Karin Werner und Horst Westphal.
In diesem Jahr schließlich „Halt auf freier Strecke“. Die punktgenaue Verlaufs-Beschreibung einer Krebserkrankung von der Diagnose bis zum Tod. Ausgezeichnet mit dem „Prix un certain regard“ der Filmfestspiele von Cannes mit den sensationellen Milan Peschel und Steffi Kühnert in den Hauptrollen.
Heute Abend fand die deutsche Erstaufführung im Rahmen des „Hamburger Filmfestes“ statt. Auf das Meisterwerk von filmgeschichtlichem Rang wird aus Anlaß des Kinostarts am
17. November ausführlich einzugehen sein. Eines steht schon fest: Dresens Umgang mit Tod und Verklärung braucht einen Vergleich mit Ingmar Bergman, Carl Theodor Dreyer oder Robert Breson nicht zu scheuen.
Davor die Verleihung des „Douglas Sirk-Preises“ an Dresen und Rommel. Sympathisch musikalisch eingeleitet von Gabriela Maria Schmeide (Dresens „Polizistin“). Die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler würdigte in ihrem Grußwort Dresens zärtlichen Blick, der in einer gefühlten Realität „in Wahrhaftigkeiten“ eingebettet sei.
Einfühlsam näherte sich auch Laudator Joachim Gauck dem Werk und dem Menschen Andreas Dresen, der dem Theologen in vielerlei Beziehung nahe steht. Nicht nur was die gemeinsame DDR-Vergangenheit betrifft. Es ist die gemeinsame „Haltung“ – damals wie heute. Der Diskurs, im dem „gefunden“ und nicht „erfunden“ wird. Gerade bei „Halt auf freier Strecke“.
Gauck hat recht, wenn er sagt, Dresen gelänge es, aus der Tragödie unter der Hand einen Liebesfilm zu machen; wobei die „Nähe des Paradieses“ spürbar werde. Ein weiterer schöner Satz der Laudatio: „Wir sind immer noch da, wenn die Sommerliebe erschöpft ist“. Die Kunst des Duos Dresen/Rommel bestehe darin, von großen Dingen zu reden, ohne große Worte zu gebrauchen. Besser kann man es nicht sagen!
Die nächste Dresen-Premiere steht übrigens am 4. November an: seine Inszenierung der Oper „Hochzeit des Figaro“ in Potsdam.