Dreiviertel Mond

Deutschland 2011
Regie: Christian Zübert
Mit Elmar Wepper, Mercan Türkoglu, Ivan Anderson, Özzay Fecht, Katja Rupé
Kinostart: 13. Oktober 2011

Der Taxifahrer und sein Findelkind (Bilder: Majestic)

Erst in reiferen Jahren konnte Elmar Wepper durch seine mehrfach ausgezeichnete Rolle als Witwer Rudi in „Hanami – Kirschblüten“ sein großes Talent als Charakterschauspieler in einer angemessenen Rolle unter Beweis stellen. Daran knüpft er jetzt mit dem Film „Dreiviertel Mond“ von Christian Zübert an.  Wieder geht es um einen älteren Mann, den das Schicksal zwingt, sein Leben neu zu ordnen.

Hartmut in der Pflicht...

Mit Hartmut Mackowiak (Elmar Wepper) meint es das Schicksal zur Zeit gar nicht gut: eben erst hat er seiner Frau Christa (Katja Rupé) eine neue Küche mit allem Komfort gekauft, da verlässt sie ihn – nach 30 Ehejahren – sitzen. Für ihn absolut unverständlich. Wo sie doch weiß, dass er keine 20 mehr ist und liebevoller Fürsorge bedarf. Auch sein Job als Taxifahrer fällt ihm immer schwerer. Der Verkehr in der Nürnberger Innenstadt nervt ebenso wie die Fahrgäste. Zum Beispiel eine türkische Mutter  (Ivan Anderson) und ihre kleine Tochter.

Der alte fränkische Grandler Hartmut ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass das kleine Mädchen (Mercan Türkoglu) – es heißt Hayat – sein Leben auf den Kopf stellen wird:

Hayats Mama ist auf Dienstreise, die in Nürnberg lebende Oma (Özzay Fecht) muss nach einem Schlaganfall stationär ins Krankenhaus. Plötzlich steht Hayat allein und verlassen auf der Straße. Zufällig begegnet sie dem Taxifahrer Hartmut – dem einzigen Menschen, den sie im fremden Deutschland kennt.  Der gewissenhafte Hartmut kann nicht umhin, als sich des Findelkindes anzunehmen.

Gemeinsam angeln...

Anfangs scheint Christian Zübert bei „Dreiviertel Mond“ dem im Laufe der Filmgeschichte überstrapazierten Motto „Altes Herz wird wieder jung“ zu folgen, bei dem ein alter Misanthrop durch ein Kind zu Menschlichkeit und Güte findet. Zu den bemerkenswerten Seiten dieses Films gehört, dass der Regisseur nicht in die Klischeefalle tappte.

Ebenso wenig wurde aus „Dreiviertel Mond“ ein Multikulti-Stück mit der Botschaft, auch Türken sind Menschen. Genau beobachtet, er-zählt Zübert von gesellschaftlichen Veränderungen, allein erziehenden Müttern, Frauen, die auch in reiferen Jahren ihren eigenen Weg gehen wollen und Männern, die jenseits der 60 noch neue Ufer entdecken können. Eindrücklich wird das von Elmar Wepper als Helmut Mackowiak verkörpert.

Der einsame Hartmut

Bei „Dreiviertel Mond“ erwartet den Zuschauer eine nachdenkliche Komödie, bei der sich ernste und heitere Momente ohne missionarischen Eifer die Waage halten und die dabei blendend unterhält: ein Film, der angenehm nachwirkt und an den man sich deshalb gerne erinnert.

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