Deutschland 2010
Regie: Tom Tykwer
Mit Sophie Rois, Sebastian Schipper,Devid Striesow
Kinostart: 23. Dezember 2012
Nach Ausflügen ins internationale Filmgeschäft und Großproduk-tionen wie DAS PARFÜM und THE INTERNATIONAL ist Tom Tykwer mit einem intimen Kammerspiel zum deutschsprachigen Kino zurück gekehrt. Nach der verhaltenen Reaktion anlässlich der Premiere bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig kommt „Drei“ jetzt in die deutschen Kinos. Gewissermaßen als Festtagsgabe des deutschen Films.
Hanna (Sophie Rois) ist ambitionierte Kulturjournalistin, Simon (Sebastian Schipper) realisiert als Kunsttechniker Entwürfe von Künstlern. Die beiden sind nicht mehr die Jüngsten, arriviert und leben seit zwanzig Jahren zusammen. In die große Liebe von Einst mischt sich neuerdings Gewöhnung und Langeweile. Als bei Simon Hodenkrebs diagnostiziert, operiert und mit Chemotherapie behandelt wird, müssen die Beiden auch vom immer wieder verschobenen Kinderwunsch Abschied nehmen.
In einer von ihr moderierten Talkshow lernt Hanna den Stammzellenforscher Adam Born (Devid Striesow) kennen. Seine virile Männlichkeit zieht sie an. Zufälligerweise begegnet Simon in der Umkleidekabine eines Hallenbades ebenfalls Adam. Der legt bei ihm ohne zu zögern Hand an und verhilft Simon zu einem schwulen Comingout. Ohne zu ahnen, dass der vielseitige Adam auch eine Affäre mit Hanna hat, geht Simon mit ihm ein Techtelmechtel ein…
Durch einen Zufall werden Hanna und Simon gewahrt, dass sie sich in denselben Mann verliebt haben. Außerdem ist Hanna schwanger – von Adam.
Tom Tykwer möchte seinen neuen Film „Drei“ als Komödie verstanden wissen. Nach zehn Jahren im Ausland, ist das seine erste Produktion in deutscher Sprache.
„Drei“ soll die ironische Beschreibung einer in die Jahre gekommenen Beziehung sein. Als solche funktioniert er leider nur bedingt. Zumal der Regisseur nicht besonders feinsinnig zu Werke gegangen ist: Wenn es beispielsweise im Dialog zu Simons halbseitiger Hodenamputation heißt, „auch auf einem Bein steht er ja noch ganz gut“ fällt es schwer, das lustig zu finden. Ebenso wenn Simons Ejakulat auf Adams nackte Brust klatscht. Da sagt sich der erstaunte Besucher: Potz Blitz! Sieh mal einer an, wie freizügig der Tom Tykwer sein kann! Neben derlei Geschmacklosigkeiten, mutet uns der Regisseur auch noch den Gnadentod von Simons Mutter (Angela Winckler) zu. Sie leidet an Bauspeicheldrüsenkrebs und macht ihrem Leben mit Valium ein Ende. Trotzdem ist die Welt in Tom Tykwers „Drei“ am Ende in Ordnung: Hanna, Simon und Adam kuscheln gemeinsam: in einem seltsam larmoyanten Film, bei dem sie originelle Momente in Bild und Ton im Widerstreit zum flapsigen Umgang mit Tabus befinden. Immer wieder möchte man dazwischen rufen: Was haben Sie sich dabei gedacht, Herr Tykwer? Zumindest nichts Autobiographisches! Dagegen hat sich der polyglotte Regisseur inzwischen energisch verwahrt.
Aber warum dann dieses kokette Spiel mit dem „Bi“ und dem Krebs? Dem Einen mag man ja noch eine heitere Note abgewinnen, dem Anderen kaum – selbst dann nicht, wenn man nicht persönlich davon betroffen ist. Aber wenn die nächste Kernspin-Tomographie ansteht, kommt Tykwers Spaß mit Simons Hodenkrebs nicht besonders lustig an und taucht den ganzen Film in ein trübes Licht….