Großbritannien 2013
Regie: Hossein Amini
Mit Viggo Mortensen, Kristen Dunst, Oscar Isaac
Kinostart: 29. Mai 2014
Verbrechen geschehen in den Romanen der amerikanischen Schrift-stellerin Patricia Highsmith zufällig, aber mit verheerenden Folgen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen gut und böse. Sie erzählt in plastischen Bildern, die eine filmische Qualität haben. Deshalb sind die Roman der Highsmith teilweise mehrfach verfilmt worden. Bekannt geworden ist sie durch die Verfilmung ihres Erstlings „Der Fremde im Zug“ durch Alfred Hitchcock bereits kurz nach seinem Erscheinen. Als unver-filmbar galt dagegen ihr Spätwerk „Die zwei Gesichter des Januar“. Das Buch hatte es 1964 schwer, einen Verlag zu finden: Ein Lektor soll zu dem kompliziert verschachtelten Psychothriller gesagt haben „zwei neurotische Charaktere könne eine Geschichte verkraften, aber drei seien zuviel!“ Trotzdem hat sich der Engländer Hossein Amini an die Verfilmung von „Die zwei Gesichter des Januar“ gewagt.
Rydal ist jung, Amerikaner und jobt als Fremdenführer in Athen. Eben ist er mit einer Gruppe Touristen auf der Akropolis unterwegs. Ebenso großzügig wie mit der Interpretation der altgriechischen Geschichte, geht er mit „Dein“ und „Mein“ um. Ziemlich ungeniert nutzt er die Arglosigkeit einer jungen Touristin aus, in dem er sie skrupellos beim Wechselkurs täuscht. Das fällt einem sichtbar gut situierten Ehepaar auf. Ebenfalls aus den Staaten, scheinen sie der Bildung wegen Europa zu bereisen. Sie engagieren Rydal als Privat-Guide. Wie es sich gehört, führt er Chester und Colette MacFarland – so heißt das Ehepaar – abends in eine typische griechische Taverne. Man tanzt und trinkt….
Ehe er es sich versieht, ist der Luftikus Rydal ein Teil der Familie MacFarland. Zufälliger Weise wird er Zeuge wie Chester im Hotel einen offensichtlich ebenfalls Betrunkenen in ein Zimmer verfrachtet. Ihm dämmert, dass bei den MacFarlands der „Schein“ größer ist als das „Sein“… Der elegante Chester, der manchmal zu tief ins Glas blickt, hat keine ganz und gar weiße Weste. Der angeblich betrunkene Hotelnachbar war ein Detektiv, den seine Gläubiger auf ihn angesetzt hatten.
Aus den Nachrichten entnimmt der inzwischen hellhörig gewordene Rydal, dass ein amerikanisches Touristenpaar verdächtigt wird, einen Mord begangen zu haben. Die Beschreibung passt exakt auf Colette und Chester MacFarland. Weil ihn das Paar auf eigentümliche Weise fasziniert, hilft ihnen Rydal auf der Flucht vor der Polizei – nach Kreta. Nach und nach gerät Rydal dank seiner seltsamen Freunde bis an den Hals in den Schlamassel…
In ihrem Roman „Die zwei Gesichter des Januar“ geht es Patricia Highsmith um die Janus-Köpfigkeit von Gut und Böse. Alle drei Protagonisten haben das Eine wie das Andere. Dabei bedient sich die Schriftstellerin einer breiten Palette unterschiedlicher Schattierungen der menschlichen Natur, die sie virtuos beschreibt.
Das lässt sich natürlich nicht ohne Weiteres in einen Film übersetzen. Regisseur Hossein Amini macht aus der Not eine Tugend und aus seiner Verfilmung von „Die zwei Gesichter des Januar“ delikat im Stil der 1960er Jahre einen atmosphärischen dichten Psychothriller, der sich nicht ganz und gar hinter der Vorlage verstecken muss! Nach dem Motto: wer die Zeichen an der Wand nicht sehen will, hat halt das Nachsehen!