USA 2011
Regie: Robert Redford
Mit James McAvoy, Robin Wright, Kevin Kline, Danny Huston, Tom Wilkinson
Kinostart: 29. September 2011
Seit Jahrzehnten gehört Robert Redford zu den wichtigsten Persönlichkeiten des amerikanischen Films. Er war bereits als Schauspieler ein Star, als er sich auch als Regisseur einen Namen machte. Dabei beschäftigt sich Redford vor allem mit sozialkritischen Themen bzw. mit den blinden Flecken im politischen Selbstver-ständnis der USA. So auch in seinem neuesten Film „Die Lincoln Verschwörung“, der ab dieser Woche in den deutschen Kinos zu sehen ist. Redford rekonstruierte die Folgen der Ermordung Abraham Lincoln am 11. April 1865 als denkwürdiges Beispiel politischer Justiz in der amerikanischen Geschichte. Parallelen zur Gegenwart sind beabsichtigt!
Abraham Lincoln ist tot: der junge Schauspieler John Wilkes Booth hat den amerikanischen Präsidenten während einer Vorstellung im „Ford’s Theatre“ in Washington erschossen. Eine Reaktion auf die Niederlage der Südstaaten-Konföderation, die zwei Tage vorher unter General Lee kapituliert hatte.
Der Attentäter zu einer Verschwörer-Zelle, mit der einflussreiche Kreise der Besiegten eine Wiedervereinigung des Staates unter Federführung Washingtons verhindern wollten. Booth selbst wurde bei seiner Verhaftung erschossen, zwei Komplizen verhaftet. Einem Dritten – John Surratt – gelang die Flucht.
Lincolns Nachfolger im Amt des Präsidenten, Andrew Johnson, und vor allem Kriegsminister Edwin M. Stanton forcierten eine Verurteilung der Täter in einem militärgerichtlichen Schnellverfahren. Dabei spielte Mary Surratt (Robin Wright), die Mutter des nach wie vor untergetauchten John Surratt, eine Schlüsselrolle. In ihrer Pension haben die Attentäter gewohnt und möglicherweise den Anschlag auf Lincoln geplant. Vor Gericht wurde sie von dem jungen Anwalt Frederick Aiken (James McAvoy)verteidigt, der auf Seiten der Nordstaaten im Bürgerkrieg gekämpft hatte: Er bezweifelt vehement die Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens.
Und stand auf verlorenem Posten: Obwohl das Gericht Mary Surratt eine Beteiligung an dem Attentat auf den Präsidenten nicht nachweisen konnte, wurde sie zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ein Sündenbock für die Öffentlichkeit. Bis heute ist die Rolle nicht eindeutig geklärt, die Mary Surratt bei der Vorbereitung der Lincoln-Ermordung gespielt hat.
Auch Robert Redford lässt in „Die Lincoln Verschwörung“ die Frage der Mittäterschaft Mary Surratts offen. Der Regisseur zeigt an ihrem Fall aber, wie leichtfertig Politiker unter dem Schock eines Attentats bereit sind, in der Verfassung festgeschriebene Rechtsgüter über Bord zu werfen. O-Ton Redford:
„Was mich besonders interessiert hat, waren die Verteidiger von Mary Surratt. Sie haben mutig die Rechtsstaatlichkeit vertreten – und sind gescheitert. Das gibt zu denken!“
Mit seiner „Lincoln Verschwörung“ gibt Robert Redford eine spannende Lektion zum Krisenmanagement von Politikern. Dabei ersetzt Populismus häufig die nüchterne Analyse.
Ohne sich in den Details eines Kostümfilms zu verlieren, zeigt er am konkreten Beispiel des Surratt-Prozesses die fragwürdige Allianz von Politik und Justiz und die fatale Neigung, angesichts einer gesellschaftspolitischen Krise das Recht zu beugen. Das macht diesen Film zeitlos wichtig.