Deutschland 2009
Regie: Sebastian Stern
Mit Jürgen Tonkel, Inka Friedrich, Ralf Zimmermann
Kinostart: 26. August 2010 (Movienet)
In der bayerischen Provinz ist Pit Handlos (Jürgen Tonkel) als Vertreter für Kosketika unterwegs. Leider funktioniert der Direktvertrieb im Schneeballsystem nicht zufrieden stellend. Trotz größtem Engagement kann Pit seine finanzielle Pleite nicht aufhalten.
Nachdem er auch noch seine Wohnung verloren hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als bei seinem Sohn Flo (Michael Kranz) Unterschlupf zu suchen. Das geht nicht ohne eine Notlüge (Handwerker), denn Flo lebt mit seiner schwarz gewandeten Freundin Moni (Steffi Reinsperger) in bescheidenen Ver-hältnissen.
Zufällig begegnet Pit Christiane (Inka Friedrich), einer Freundin aus besseren Tagen. Auch führt ebenfalls ein frustriertes Dasein mit einem Gatten, dem die neuen Dachfenster fürs Eigenheim wichtiger sind als ihr Seelenleben. Ihr Job an der Infotheke eines Elektro-Discounters ist außerdem sehr unerfreulich. Sie erhofft sich vom Wiedersehen mit Pit neue Ufer. Dazu ist der angesichts seiner desolaten finanziellen wie see-lischen Zustands nicht in der Lage.
Der HFF-Absolvent Sebastian Stern versammelt in seinem Diplom-Film „Die Hummel“ einen Straus geknickter Seelen unter tief hängenden Wolken in einem besonders tristen Teil Niederbayerns. Ihre beruflichen wie privaten Bruchlandungen verweisen auf die Erkenntnis, wo nach Hummeln rein wissenschaftlich betrachtet, eigentlich gar nicht fliegen können. Sie sind zu dick, die Flügel zu klein! Das sie trotzdem fliegen, ist darauf zurück zu führen, dass sie sich dieses Handicaps nicht bewusst sind.
Sterns Protagonisten in „Die Hummel“ gehen den bitteren Weg zur Selbsterkenntnis, dass sie sich zu viel zu gemutet haben und dabei im Begriff sind abzustürzen. Lakonisch im Stil der neueren bayerischen Heimatfilme („Wer früher stirbt, ist länger tot“) erzählt Stern von einer klammen Heimat, die ihre Gemütlichkeit verloren hat. Daran ist nicht zuletzt die Lüge schuld, mit der sich zum Beispiel Pit ein X für ein U vormacht. Immerhin haben die Mühselig und Beladenen am Ende des Films die Chance aufzuräumen und ein bisschen Ordnung in das Chaos ihres Lebens zu bringen.
Also eine Tragikomödie, in der das Traurige überwiegt. „Die Hummel“ verrät einen genauen Blick des Regisseurs auf das Wesentliche und sein Talent, eine Geschichte mit einem Gespür für das richtige Timing zu erzählen. Mehr dazu in folgendem Gespräch, das Herbert Spaich mit Regisseur Sebastian Stern geführt hat.
SWR cont.ra Film, 28.8.2010
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