Spanien 2011
Regie: Pedro Almodóvar
Mit Antonio Banderas, Elena Anaya, Jan Cornet
Kinostart: 20. Oktober 2011
Der spanische Regisseur Pedro Almodovar gehört seit Jahrzehnten zu den originellsten europäischen Filmemachern. Er verfügt über eine anscheinend unerschöpfliche Kreativität. Trotz seiner unverkennbaren persönlichen Handschrift, gleicht keiner seiner Filme dem anderen. Angesiedelt sind sie vorzugsweise in einer Gesellschaft am Abgrund. So auch sein neuer Film „Die Haut, in der ich wohne“, der bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt wurde und diese Woche in den deutschen Kinos startet.
Dr. Robert Ledgard (Antonio Banderas) gilt als Koryphäe der modernen plastischen Chirurgie. Seine Privatklinik liegt so abgeschieden wie idyllisch in einem weitläufigen Park. Seine Forschungen sind berühmt, die Vorträge von Dr. Ledgard immer für eine Sensation gut: Nach jahrelanger Forschung kann er der Fachwelt ein künstliche Haut vorstellen, die in ihrem genetischen Aufbau der natürlichen Haut des Menschen entspricht. Ein Segen vor allem für Opfer von schweren Verbrennungen. Aber auch darüber hinaus ergeben sich für die Erfindung unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten..
Ledgards Erforschung und Entwicklung einer künstlichen menschlichen Haut hat einen tragischen privaten Hintergrund: seine Gattin erlitt bei einem Verkehrsunfall schwerste Verbrennungen. Sie überlebte, brachte sich aber um, nachdem sie zum ersten Mal ihren verunstalteten Körper im Spiegel gesehen hatte.
Im Moment beherbergt Legrands Klinik nur eine Patientin, die makellos schöne Vera (Elena Anaya). An ihr hat der Arzt seine Erfindung einer naturidentischen Haut in die Praxis umgesetzt. Vera wird von der in Deutschland noch unbekannten spanischen Nachwuchsschauspielerin Elena Anaya verkörpert.
Hinter der schicken Fassade des durchgestylten Schönheits-Chirurgen verbirgt sich also ein moderner Dr. Frankenstein: ein wahrer Satan, der seine Genialität dazu benutzt, um einen weiteren Selbstmord in seiner Familie zu rächen. Der dämonische Onkel Doktor wird von Antonio Banderas hingebungsvoll gespielt.
Mit „Die Haut, in der ich wohne“ ist Pedro Almodovar in Form und Inhalt zu seinen Anfängen als Filmemacher zurückgekehrt – nicht nur was den Hauptdarsteller Banderas betrifft: Zur surreal wuchernden Handlung, in der das Bizarre mit dem Tragischen, das Groteske mit dem Reiz des Bösen eine schillernde Verbindung eingeht. Das Ganze in einer der gemeinsten Rachegeschichten der Filmgeschichte. Sie handelt vom Alptraum eines jeden Machos: eines Tages aufzuwachen und eine Frau zu sein… In eine Schönheit mit klassischen Zügen umgebaut zu werden, ist kein wirklicher Trost. In einer Schlüsselszene von „Die Haut in der ich lebe“ präsentiert der Arzt seinem Umbau-Opfer Dildos in verschiedenen Grössen, auf das er/sie sich an das neue Geschlecht durch eigene Handarbeit gewöhne – zur Schmerzminderung bevor der Doktor selbst aktiv wird.
Kurz – ein echter Almodovar, der höllischen Spaß macht! Sofern man einen Hang zu rabenschwarzen, spanischen Humor hat und – als Mann – nicht mit Kastrationsängsten zu kämpfen hat. Weibliche Besucher erleben einen völlig ungetrübten Genuß!
joachim
Ich hab den Film gestern im Kino gesehen und muss sagen, dass Almodóvar sich mal wieder selbst übertroffen hat. Der Unterhaltungsfaktor ist riesig und hinterlässt aufgrund seiner Komplexität und seines Facettenreichtums definitiv beim Betrachter seine Spuren. Ein guter solider Film, der wärmstens zu empfehlen ist und eine angenehme Abwechslung zur Hollywood-dominierenden Kinowelt ist. Hier der Trailer http://www.stern.de/videokatalog/Medien/Film/video-Exklusive-Trailerpremiere-Die-verst%C3%B6rende-Welt-der-Medizin-Almodovar-103206.html
herbertspaich
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