Spanien 2011
Regie: Pedro Amodovar
Mit Antonio Banderas
Veröffentlichung: 30. März 2012 (Universum/Tobis)
Der spanische Regisseur Pedro Almodovar gehört seit Jahrzehnten zu den originellsten europäischen Filmemachern. Er verfügt über eine anscheinend unerschöpfliche Kreativität. Trotz seiner unverkenn-baren persönlichen Handschrift, gleicht keiner seiner Filme dem anderen. Angesiedelt sind sie vorzugsweise in einer Gesellschaft am Abgrund. So auch sein neuer Film „Die Haut, in der ich wohne“, der bei den letztjährigen Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt wurde war nur kurz in den Kinos zu sehen. Wer ihn verpasste, für den gibt das böse Märchen jetzt auf DVD und Blu-ray.
Dr. Robert Ledgard (Antonio Banderas) gilt als Koryphäe der modernen plastischen Chirurgie. Seine Privatklinik liegt so abgeschieden wie idyllisch in einem weitläufigen Park. Seine Forschungen sind berühmt, die Vorträge von Dr. Ledgard immer für eine Sensation gut. Diesmal kann er von revolutionären Ergebnissen berichten. Seine Experimente mit künstlicher Haut sind reif für die Praxis.
Ledgards Erforschung und Entwicklung einer künstlichen menschlichen Haut hat einen tragischen privaten Hintergrund: seine Gattin erlitt bei einem Verkehrsunfall schwerste Verbrennungen. Sie überlebte, brachte sich aber um, nachdem sie zum ersten Mal ihren verunstalteten Körper im Spiegel gesehen hatte. Als Akt der Trauerarbeit widmet sich der Witwer der Schöpfung eines perfekten weiblichen Körpers….
Im Moment beherbergt Legrands Klinik nur eine Patientin, die makellos schöne Vera (Elena Anaya). An ihr hat der Arzt seine Erfindung einer naturidentischen Haut in die Praxis umgesetzt. Ihre Herkunft umgibt ein Rätsel, das erst ganz zum Schluss von „Die Haut, in der ich wohne aufgelöst wird. Vera wird von der in Deutschland noch unbekannten spanischen Nachwuchsschauspielerin Elena Anaya verkörpert. Im umfangreichen Bonusteil der DVD gibt es Interviews mit ihr. Sie sagt zu Vera:
„Es geht um eine rätselhafte Frau, die anscheinend in Quarantäne lebt: Patientin und gleichzeitig Geliebte des Doktors. Sie umgibt ein Geheimnis, der nicht verraten darf und das den Film so spannend macht.“
Hinter der schicken Fassade des durchgestylten Schönheits-Chirurgen verbirgt sich also ein moderner Dr. Frankenstein: ein wahrer Satan, der seine Genialität dazu benutzt, um einen weiteren Selbstmord in seiner Familie zu rächen. Der dämonische Onkel Doktor wird von Antonio Banderas hingebungsvoll gespielt, der nach längerer Zeit einmal wieder mit seinem Entdecker und Förderer Petro Almodovar drehte:
„Mein strenger Regisseur hat mir eine schwierige Aufgabe gegeben: einerseits sollte ich einen netten Hausarzt spielen, der einem Aspirin verschreibt. Andererseits aber eine abgründige Persönlichkeit, mit einer schwarzen Seele, ein Monster mit faschistoiden Zügen“
Mit „Die Haut, in der ich wohne“ ist Pedro Almodovar in Form und Inhalt zu seinen Anfängen als Filmemacher zurückgekehrt – nicht nur was den Hauptdarsteller Banderas betrifft: Zur surreal wuchernden Handlung, in der das Bizarre mit dem Tragischen, das Groteske mit dem Reiz des Bösen eine schillernde Verbindung eingeht. Das Ganze in einer der bösartigsten Rachegeschichten der Filmgeschichte. Kurz – ein Film, der höllischen Spaß macht! Sofern man einen Hang zu rabenschwarzen, spanischen Humor hat. Auf DVD und Blu-ray von Tobis für einen besonderen Abend zu einer Flasche guten Rioja!