Deutschland 2013
Regie: Philip Gröning
Mit Alexandra Finder, Horst Rehberg, David Zimmerschied
Kinostart: 20. 3. 2014
Es gibt Filmemacher, die jenseits von Moden und der Erwartungshaltung von Publikum und Produzenten konsequent ihren Weg gehen. Dazu gehört in Deutschland Philip Gröning (Jahrgang 1959). Obwohl seit über 30 Jahren im Beruf, hat er bisher nur ein überschaubares Oevre von vier Spiel-und drei Dokumentarfilmen realisiert. Und die entziehen sich in Form und Inhalt jeglicher Kategorisierung. Es sind rigorose Bestandsaufnahmen der menschlichen Existenz heute. Der Bogen reicht von der hermetischen Parallel-Welt von Kapuziner-Mönchen in „Die große Stille“(2005) bis zum Versuch in einer merkantil geprägten Gesellschaft zu überleben in „L’amour, L’argant, L’amour“ (2000). Grönings jüngster Film „Die Frau des Polizisten“ wurde nach seiner Uraufführung bei den Filmfestspielen von Venedig 2013 gefeiert und mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet. Ab morgen in den deutschen Kinos zu sehen.
Um es gleich vorneweg zu sagen: „Die Frau des Polizisten“ ist kein Film zur guten Unterhaltung. Man muss wissen, auf was man sich dabei knapp drei Stunden einlässt: auf den traumatischen Taumel einer modernen Kleinfamilie in den Abgrund…
Weil Philip Gröning seinen Untergang der Familie messerscharf, wie mit dem Lineal gezogen von A bis Z erzählt. Mit einer Kamera, die nüchtern beobachtet: wie ein Wissenschaftler, der nach dem Mikroskop zum Skalpell greift.
Christine und ihr Mann Uwe – ein junges Ehepaar – messen am Anfang des Films ihre Kräfte beim Armdrücken. Ein Spaß, von dem wir später wissen, dass es eine ernste Machtprobe des Ehepaars gewesen ist.
Papa Uwe ist Polizist im Schichtdienst. Er braucht seinen Schlaf. Deshalb selten nach Dienstschluss ansprechbar: Ein nerviger Job, eine kleine Tochter, eine Frau, die Ansprüche an den Partner stellt. Da kann es vorkommen, dass Uwe ausflippt:
„Nähe. Kleinstadt. Ordnung der Tage, Ordnung der Dienste“. Die Arbeit der Liebe. Wir sehen zu, wie diese Frau alles tut, die Seele des Kindes entstehen zu lassen. Dem Kind Liebe zu lehren. Dagegen die Gewalt zwischen Mann und Frau. Ein Mensch entsteht, ein Mensch versinkt. Ein Film über die Tugend der Liebe, die Tugend der Freude. Und das Fremde in uns: die Gewalt“.
So fasst Philip Gröning den Inhalt von „Die Frau des Polizisten“ zusammen. Es handelt sich dabei mehr um ein filmisches Poem, als um einen Spielfilm im landläufigen Sinn. Er besteht aus 59 Kapiteln, die durch betont langsame Schwarzblenden den Anfang und das Ende markieren.
Philip Gröning erwartet vom Zuschauer seines Films ein Höchstmaß an Konzentration. Wem das gelingt, den wird er magisch in seinen Bann ziehen und die drei Stunden im Nu vorbei gehen lassen. Wir werden mit auf eine Reise in die Finsternis der menschlichen Seele genommen. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, hinterlässt aber einen nachhaltigen Eindruck!