Band 10 von „Scenario – Film-und Drehbuch-Almanach“
Es gibt Nischen in der deutschen Filmbranche, in denen man sich unter Seinesgleichen wohl einrichten kann! Dazu gehört die Carl-Meyer-Gesellschaft, die dem filmischen Erzählen eine Heimstadt bieten will. „Scenario“ – fein ediert von Bertz + Fischer – ist das Jahrbuch der Gesellschaft, die sich dem großen Stummfilm-Autoren verpflichtet fühlt…
Gediegen der Rahmen, in dem „Szenario 10“ vom Herausgeber Jochen Brunow am Rande der Berlinale im Filmhaus präsentierte. Bevor leckere Häppchen und Schampus gereicht wurden, musste der Drehbuch-Autor, der früher für Rudolf Thomé wirkte und inzwischen bei „Bella Block“ gelandet ist, mitteilen, dass Grütters Monika „Scenario“ den Subventionshahn abgedreht hat und deshalb „Scenario 10“ die letzte Nummer der Buchreihe sein wird… Darauf las Iris Berben Präziosen aus dem Buch!
Drehbuchautoren gehörten lange zu den verkannten Wasserträgern des Films – das verstörte zum Beispiel Heinrich Mann, als er im Hinterzimmer von Warner saß und keiner sich für ihn interessierte. Inzwischen gibt es sogar Preise für Drehbuch-Autoren und Camps (z. B. in Freiburg), wo man das Drehbuchschreiben lernen kann… Das hat durchaus etwas Gutes – doch von der überaus fleißigen Ruth Toma einmal abgesehen, wirken die meisten Autoren nach wie vor als Anonymus in einer Grauzone!
Gleich mit zwei Kollegen tauscht sich Brunow zum Auftakt des Buches über Freund‘ und Leid der Zunft aus. Das ist nicht frei von Eitelkeit. Aber ohne geht es wohl nicht, um Thomé und TV-Redakteure zu überleben. Sympathisch: der Befragte hat aus Gregor/Patalas gelernt. So geht es denn weiter quer durch den deutschen Kino-Gemüsegarten…
Kritisch widmet sich Dominik Graf der Lohnschreiberei für deutsche TV-Anstalten. Die fürchterlichen Ergebnisse kennen wir, die hierzulande insbesondere von dem beamteten Bedenkenträgern der ARD und des ZDF mit verzagten Autoren im Hintergrund zusammen gemurkst werden. Anschließend würdigt der Kritiker Gerhard Midding unverfilmte Bücher… Sind sie zu gut, um einen Produzenten zu finden? Theoretische Streiflichter werden aufgeblendet und Bücher zum Thema gründlich besprochen. Meist etwas mühselig zu lesen – das Ganze. Also typisch für die deutsche Drehbuchkultur. Insofern mag die Reihe in Frieden ruhen….
Scenario 10. Film-und Drehbuch-Almanach. Hrsg. von Jochen Brunow. 314 Seiten. Verlag Bert + Fischer 2016. Preis: 24.80€