Um 1970 war nicht mehr zu übersehen, dass es mit der Vormachtstellung der klassischen Hollywood-Produktionsfirmen auf dem Weltmarkt nicht mehr weit her war. Glamour und große Auf-tritte sind nicht mehr gefragt. 1969 hatte sich ein mit wenig Geld produzierter Film um zwei durchgeknallte Motorrad-Fahrer, „Easy Rider“ zum globalen Hit entwickelt. Von ihren europäischen Altersgenossen inspiriert, machte sich eine junge Generation auf den Weg, um die Kunst des Filmemachens neu zu entdecken. Einem schüchternen 27jährigen, der sich das Filmemachen selbst beigebracht hatte, gelang es 1975, einen neuen Filmtyp zu kreieren: den Blockbuster! Es ist Steven Spielberg und der Film heißt „Jaws/Der weiße Hai“. Mit bescheidenem Budget realisiert, entwickelte er sich in kurzer Zeit zu einem globalen Hit und spielte das Zigfache seiner Produktionskosten ein. Aufwändig restauriert, ist „Der weiße Hai“ diese Woche in einer neuen Edition auf Blu-ray erschienen.
Nach einer Strandparty geht die blonde Chrisy schwimmen. Keine gute Idee! Sie wird das nächtliche Bad im Meer nicht überleben. Für den neuen Polizeichef von Amity in Neu England,, Martin Brody, besteht kein Zweifel, dass sie einer Haiattacke zum Opfer gefallen ist. Umgehend will er ein Badeverbot für den Strandabschnitt erlassen. Doch damit stößt er bei den Spitzen der Gesellschaft des Badeortes auf wenig Verständnis: Man fürchtet um das Image und die anstehende Urlaubssaison.
Geschult an Alfred Hitchcock baute Steven Spielberg den Spannungs-bogen bei „Der weiße Hai“ langsam aber sicher auf. Im Laufe der Handlung gerät das Urlaubs-Ambiente ins Wanken. Erst ist es nur ein ungute Gefühl, dann Verunsicherung und schließlich schiere Angst. Wobei wir, die Zuschauer, immer ein bisschen mehr wissen, als ahnungslosen Protagonisten im Film. Ignorant schwimmen sie dem Unheil entgegen…
Mit viel Liebe zum Detail baute Spielberg die Urlaubsidylle am Anfang von der „Weiße Hai“ auf, wobei er kein Klischee scheute, um sie anschließend lustvoll zu zerlegen: der drahtige Sherriff hat eine Meerwasser-Phobie, der Strand wird vor allem von übergewichtigen oder anderweitig hässlichen Menschen bevölkert. Der zu Rate gezogene Hai-Jäger erweist sich als fadenscheinige Käpt’n Ahab-Kopie, die zum Schluss selbst vom Hai gefressen wird…
Es dauert über eine Stunde bis der Zuschauer den Hai zu Gesicht bekommt. Bis dahin wird der Schrecken aus der Hai-Perspektive unter Wasser gefilmt. Raffiniert aufgeladen durch die Musik des jungen John Williams, für die er mit einem „Oscar“ belohnt wurde. Bis heute ist Williams Spielbergs Stamm-Komponist. Im Rückblick betonte Steven Spielberg kürzlich: „Die Wirkung von DER WEISSE HAI auf das Publikum hatte ich genau kalkuliert: ein Terror-Erlebnis!“.
Zwar wird uns heute Blutigeres und Brutaleres von Filmemachern zugemutet, aber den subtilen Schrecken von „Der weiße Hai“, die lässige Eleganz der Inszenierung, erreichen sie nur in den seltensten Fällen. Das macht den „ Weißen Hai“ zum zeitlosen Klassiker und ein heute höchst aufschlussreiches Streiflicht auf die Stimmungslage in der Welt um 1975. Dank der glasklaren Bilder der neuen Blu-ray-Edition kann der Film seine Wirkung uneingeschränkt entfalten. Wer mehr zum Hintergrund der wegweisenden Produktionsgeschichte von „Der weiße Hai“ wissen möchte, dem hilft ein umfangreicher Bonusteil weiter. Die neue Blu-Ray-Edition von „Der weiße Hai“ ist für 17 Euro zu haben!