John le Carré ist einer der Väter des modernen Spionageromans. Einer der weiß von was er schreibt: Er war jahrelang selbst in diesem Beruf unterwegs. Wie kein anderer inspirierte le Carré auch das entsprechende Filmgenre. Vor allem sein Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ hatte auf den Spionagethriller der Gegenwart großen Einfluss. 1963 zum ersten Mal veröffentlicht, ist die Verfilmung durch Martin Ritt und Richard Burton in der Hauptrolle – 1965 – inzwischen ein Klassiker des Genres. Nachdem der Film „Der Spion, der aus der Kälte kam“ lange nicht zu sehen war, hat ihn Winkler-Film auf DVD veröffentlicht.
Pech für Alec Leamas (Richard Burton)! Praktisch unter seinen Augen hat die ostdeutsche Spionageabwehr sein Agenten-Netz, das er in der DDR installiert hat, auffliegen lassen. Leamas ist ein erfahrener Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes. Für diese Panne gibt es für ihn nur eine Erklärung: ein Maulwurf in den eigenen Reihen, der die DDR mit Informationen versorgt oder ein Doppelagent, der sowohl die eine als auch die andere Seite bedient.
Das herauszufinden, wird Leamas nächste Aufgabe sein. Wer ist der Abwehrchef im Ostberliner Ministerium für Staatssicherheit, Hans-Dieter Mundt (Peter van Eyck), wirklich? Das gilt es in erster Linie zu klären…
Mit neuer Identität als Säufer am Rande der Gesellschaft, bestehen gewisse Chance, dass Agenten des Warschauer Pakts versuchen werden, Alec anzuwerben. Eine Schlüsselrolle in diesem Spiel mit gezinkten Karten spielt die Bibliothekarin Nan Perry (Claire Bloom), eine etwas naive Bibliothekarin. Alec Leamas kommt der hübschen jungen Frau näher, als seinem Job zuträglich ist.
Dennoch scheint die Rechnung aufzugehen: nachdem Alec Leamas eine Inhaftierung provoziert hat und sein Arbeitgeber durch geschickt lancierte, natürlich falsche Informationen den politischen Gegner für Leamas interessiert hat, wird der Geheimagent in die DDR eingeschleust. In Ost-Berlin nimmt sich der ehrgeizige Stasi-Mitarbeiter Fiedler (Oskar Werner) seiner an.
Obwohl Alec Leamas bereits lange im schmutzigen Spionage-Geschäft ist, merkt er zu spät, dass mit ihm und seiner Freundin Nan ein böses Intrigen-spiel getrieben und er als Bauernopfer ausgesucht wurde.
Mit höchster Raffinesse hat Martin Ritt den Roman Le Carrés filmisch umgesetzt. In dem Schwarzweiß-Film „Der Spion, der aus der Kälte kam“ wird es nie richtig hell. Er spielt in einer indifferenten dämmerigen Atmosphäre. Damit findet die Handlung ihren formalen äußeren Eindruck. Geschildert wird eine gefährliche Parallelwelt zur eigentlichen Gesellschaft, in der niemand genau sagen kann, wer Freund und wer Feind ist. Dafür nimmt sich Martin Ritt für heutige Verhältnisse viel Zeit; vermeidet die hektische Betriebsamkeit heutiger Thriller. Dabei kann es der knapp 40 Jahre alte Film mit neuen Produktionen in jeder Beziehung aufnehmen. Außerdem bietet „Der Agent, der aus der Kälte kam“ nicht nur ein Wiedersehen mit Richard Burton, sondern auch mit Peter van Eyck, Oskar Werner und Claire Bloom. Die DVD ist bei Winkler Film erschienen und kostet rund 13 Euro,