Beim „Weißen Band“ vor drei Jahren hat es Michael Haneke nur zur Oscar-Nominierung gereicht, heute Nacht hat er die Auszeichnung für seinen neuen Film „Amour/Liebe“ bekommen, der bereits im vergangenen Jahr unter Anderem mit der „Goldenen Palme“ der Filmfestspiele Cannes gewürdigt wurde. Der inzwischen 70jährige Österreichische Regisseur Michael Haneke gehört zu den Ausnahmepersönlichkeiten des europäischen Films. Wie keinem anderen gelingt es ihm schwierige Themen überzeugend filmisch darzustellen. In der deutsch-österreichisch-französischen Koproduktion „Liebe“ schildert Haneke einzigartig Leben, lieben und Sterben im Alter. Rechtzeitig zur Oscar-Verleihung ist „Liebe“ auf DVD und Blu-ray veröffentlicht worden. Anne und ihr Mann Georges sind ein kultiviertes Ehepaar über 80 und lassen es sich in ihrer großzügigen Pariser Stadtwohnung gut gehen. Nicht nur Schubert, Musik ganz Allgemein spielt von jeher privat und beruflich in ihrem Leben eine große Rolle. Jetzt helfen Konzertbesuche die eine oder andere Einschränkung zu ertragen, die das Alter mit sich bringt.
Doch dann erleidet Anne einen Schlaganfall und muss ins Krankenhaus. Es wird nie mehr so sein wie vorher. Liebevoll kümmert sich George um seine Frau. Bemüht sich nach Kräften, den Alltag so normal wie irgend möglich weiter zu organisieren. Die beruflich stark beanspruchte Tochter Eva ist alarmiert.
Sie rät den Eltern zum Umzug in ein Altersheim; zumindest sollen sie ambulante Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das lehnt Georges vehement ab: er will seine Frau weiterhin selbst versorgen. Obwohl sich Annes Zustand rapide verschlechtert, kann das der großen Liebe zwischen den Beiden nichts anhaben.
Regisseur Michael Haneke beschreibt in seinem Film „Amour/Liebe“ eine tiefe, über Jahrzehnte gewachsene Liebe zwischen Ehepartnern in der zweiten Lebenshälfte. Vor dem Hintergrund, dass das Leben nicht ewig dauern wird. Sterben ebenso dazu gehört wie die Liebe. Mit großem Gespür für die Zwischentöne in einer Partnerschaft im Alter, ist Michael Haneke ein einzigartiges Meisterwerk gelungen, wie man es in dieser Perfektion schon lange nicht mehr gesehen hat. Rechtzeitig zur Oscar-Verleihung ist „Liebe“ in der „X Edition“ auf DVD erschienen.
Nach dem „Liebe“ im Kino meistens in der deutsch synchronisierten Fassung gezeigt wurde, kann man jetzt die großartigen Schauspieler Jean-Louis Trintignant und Emmanelle Riva – beide ebenfalls über 80 – im untertitelten französischen Original erleben: Obwohl die deutsche Synchronisation überdurchschnittlich gelungen ist, kann sie doch nicht mit dem Original mithalten: Riva und Trintignant sind eben nicht synchronisierbar. Ebenso wenig wie Anne und Georges Mitten in Paris deutsch sprechen…
Die DVD-Edition enthält im Bonusteil eine sorgfältige Dokumentation der Dreharbeiten zu „Liebe“, die ausschließlich im Studio stattgefunden haben – was man dem Film nicht ansieht. Hanekes großartige Regie, sein Gespür für menschliche Zwischentöne machen „Liebe“ bereits jetzt zu einem Stück Filmgeschichte. Die DVD sollte deshalb keiner anspruchsvollen Sammlung fehlen. Dafür lohnt es sich, 15 Euro für die DVD oder 18 für die inhaltlich identische Blu-ray anzulegen!