„Der Hundertjährige, der auf dem Fenster stieg und verschwand“ – eine globaler Bestseller aus Schweden, führte über Monate auf Platz 1 die „Spiegel-Bestseller“-Liste an. Klar, dass die Verfilmung folgen musste, wie das Amen in der Kirche. Zumal Jonas Jonassons neuer Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ ähnlich erfolgreich zu werden verspricht. Nachdem die Verfilmung des „Hundertjährigen“ (mit deutscher Beteiligung) nach der Uraufführung im Dezember in Schweden die Kinosäle füllt, findet die internationale Premiere des Films heute als „Berlinale Spezial-Gala“ statt.
Um es gleich vorneweg zu sagen, Allan Karlsson hat nicht nur Franco und Stalin überlebt, sondern jetzt auch die Verfilmung. Sie ist ausgesprochen amüsant gelungen. Eigentlich alles, was den umwerfenden Charme von Jonas Jonassons Roman „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ausmacht, findet auch in der Verfilmung wieder. Sie kann sogar mit Otto Sanders genialer Hörbuchfassung konkurrieren. Die dauert übrigens vier Stunden, der Film gerademal zwei. Das man trotzdem nicht das Gefühl hat, da fehlt was liegt am sensiblen Umgang von Regisseur und Drehbuchautor Felix Herngren mit der Vorlage. Mit seinem Team ist er zur Premiere nach Berlin angereist:
„Es gibt Momente in diesem Buch, die lassen sich nicht verfilmen, die muss man lesen. Wir haben uns überlegt, wo ergibt sich dagegen ein akustischer oder optischer Mehrwert. Mehrere hundert Stunden haben wir darüber diskutiert…“
Das merkt man der Verfilmung an; hier stand nicht (nur) der kommerzielle Aspekt im Vordergrund, einen Weltbestseller auszubeuten, sondern der Respekt vor der Leistung eines bemerkenswerten Schriftstellers. Herngren hat sich in seiner Heimat Schweden als routinierter Spezialist für TV-Unterhaltung einen Namen gemacht. Einer, der uneitel sein Handwerk versteht:
„Gleich bei meinem ersten Treffen mit Jonas Jonasson habe ich be-tont, das ich die Geschichte des Allan Karlsson in erster Linie als Drama sehe, das ich mit Ironie unterfüttern will. Um dabei gleichzeitig so nah wie möglich an der Realität zu bleiben…“
Also keine schrille Burleske, was sich angesichts von Allans Odyssee durch die Traumata des 20. Jahrhunderts angeboten hätte. Entscheidend, dass dieses Regiekonzept funktioniert, ist die Besetzung der Hauptrolle mit einem Ausnahmeschauspieler:
Robert Gustafsson gehört gegenwärtig zur Elite der Zunft in Schweden. Er ist 49 und spielt einen 100jährigen:
„Da kam es für mich darauf an, mich mental mit dem Altwerden ganz konkret zu beschäftigen. Es zu fühlen, was man gerne verdrängt. Und zwar im Verbalen wie im Nonverbalen. Dazu kommt, dass ich während der Dreharbeiten schwer krank wurde und mich dabei wirklich „alt“ fühlte. Diese Gefühle haben Eingang in meine Rolle ge-funden…“
Also auch in dieser Beziehung Authentisches in der Verfilmung des „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Ab 20. März in den deutschen Kinos!
Mediennerd
wenn ich 100 bin, will ich auch noch so beisammen sein wie der Protagonist Allan