Der geborene Wiener Philipp Hochmair (Jahrgang 1973) gehört zu den Ausnahmepersönlichkeiten des deutschsprachigen Theaters der Gegenwart. Nicht erst durch seine Rolle des Mephistos in Nicolas Stemanns monumentaler, siebenstündigen Inszenierung der beiden „Faust“-Teile im vergangenen Jahr für das Hamburger Thalia-Theater, dessen Ensemble Hochmair seit 2009 angehört. Vorher hat er am Wiener Burgtheater Furore gemacht – ebenfalls mit seinem Studienfreund Stemann. Gestern Abend hatte bei den Filmfestspielen von Locarno „Der Glanz des Tages“ im Internationalen Wettbewerb um die Silbernen und Goldenen Leoparden Premiere – ein Film mit, aber auch über Philipp Hochmair. Die Regisseure Tizza Covi und Rainer Frimmel haben bereits 2009 mit ihrem mehrfach ausgezeichneten „La Pivellina“ einen Film präsentiert, der aus dem Rahmen des Üblichen fiel…
In einer kühnen Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm geht es bei „Der Glanz des Tages“ um eine Annäherung an das Phänomen Philipp Hochmair. Zeigt den Rastlosen zwischen Wiener Burgtheater und Hamburger Thalia-Theater. Als fiktiven Onkel Walter spielt sich der ehemalige Zirkus-Artist Walter Saabel selbst. Gewissermaßen als das Alter ego Hofmairs.
Covi und Frimmel haben Saabel und Philipp Hochmair per Zufall kennen gelernt und daraus spontan das Konzept für ihren Film entwickelt. Dabei gehen sie ziemlich weit in die Psychopathologie eines „Spielwütigen“, der die Bühne und die Literatur braucht wie die Luft zum Atmen bzw. als „Glanz des Tages“. Ohne droht es trist zu werden:
Hochmair gibt das unumwunden zu: Einen Spaß will er sich machen. Als begnadeter Selbstdarsteller mit dem Schalk eines Johann Nestroy und dem grimmigen Humor Thomas Bernhards im Nacken:
Momentan gibt es für Philipp Hochmair wenig glänzende Tage, vom Premierentag in Locarno einmal abgesehen. Die harte Fron der Erarbeitung eines Textes, der es in sich hat: die Rolle des Dorfrichters Adam in Kleists „Der zerbrochene Krug“. Diesmal auch nicht mit seinem Stammregisseur Nikolas Stemann, sondern mit Bastian Kraft. Premiere ist am 22. September am Hamburger Thalia-Theater.
In der kommenden Spielzeit steht Philipp Hochmair außerdem in beachtlichen weiteren zwölf Inszenierungen auf der Bühne des Hauses. Aus purer Leidenschaft für die (auch) heilende Kraft der Sprache – sagt er…
Theater, Film, Fernsehen, eine inzwischen umfangreich Hörbuch-Bibliothek von Goethe bis Kafka, machen Philipp Hochmair zu einem der vielseitigsten und damit spannendsten Schauspieler unserer Zeit, der sich eine ebenso sympathische wie geistreiche Hommage wie den Dokufiction-Film „Der Glanz des Tages“ absolut verdient hat!