Adolf Eichmann organisierte penibel den industriell betrieben Genozid an den europäischen Juden – so wie es von NS-Führungsriege gewünscht und im Rahmen der „Wannsee-Konferenz“ be-sprochen wurde. Unbeweglich, gelegentlich mit einem mokanten Lächeln, verfolgte Eichmann 1961 die Ungeheuerlichkeiten des Holocaust, die während des Prozesses gegen ihn in Jerusalem von der Anklage und den Zeugen vorgetragen wurden. Angesichts dessen sprach Hannah Arendt von der „Banalität des Bösen“. Aber auch das beschreibt Adolf Eichmann nur unzureichend! Aber was dann? Dieser Frage geht der neue dokumentarische Spielfilm „The Eichmann Show“ nach, Eine Produktion der BBC, die im Januar dieses Jahres auf BBC2 ausgetrahlt wurde und die jetzt unter dem ungenauen deutschen Titel „Der Fall Eichmann“ von Koch Media auf DVD und Blu-ray veröffentlicht wurde.
Nach den beiden Fritz Bauer-Filmen und Margarete von Trottas „Hannah Arendt“ ein weiterer Film, der sich auf einen Teilaspekt des „Eichmann-Prozesses“ und seine Wirkungsgeschichte konzentriert: seine mediale Begleitung durch ein TV-Team unter der Regie des jüdisch-amerikanischen Filmemacher Leon Hurwitz. Zum ersten Mal in der Geschichte des Fernsehens wurde ein Straf-Prozess von Anfang bis Ende gefilmt und teilweise live aus dem Gerichtssaal gesendet. Außerdem wurden die Aufnahmen als Aufzeichnung international vermarktet. Sämtliche nachfolgende Dokumentationen benutzten dieses Material. Der englische Routinier Paul Andrew Williams hielt sich bei seiner Doku-Fiction eng an die historischen Fakten. In der Machart konventionell, bekommt „The Eichmann Show“ seine interessanten Aspekt durch die Frage, ob einem Täter wie Eichmann durch die filmische Dokumentation beizukommen ist, die in der Großaufnahme jede Regung seines Ausdrucks festhält. Auch hier die Ungeheuerlichkeit: Eichmann ist nicht beizukommen, während für die Zuschauer im Gerichtssaal und in der Regie angesichts der memorierten Gräuel häufig die Grenzen des Erträglichen überschritten werden, behält der Angeklagte ungerührt die Kontenance. Dieser Film macht an diesem Beispiel eindrücklich klar, dass es mit der „24 Mal Wahrheit in der Sekunde“ nicht weit her ist….
Der Fall Eichmann (The Eichmann Show), Großbritannien 2015, Regie: Paul Andrew Williams, mit Martin Freeman, Anthony LaPaglia, Rebecca Front u. A. Anbieter: KochMedia.