Originaltitel: Shquiptari
Deutschland/Albanien 2011
Regie: Johannes Naber
Mit Nik Xhelilai, Xhejlane Terbunja,Ivan Shvedoff,Stipe Erceg
Kinostart: 4. August 2011
Das Schicksal sogenannter „Wirtschaftsflüchtling“ die in der Regel illegal nach Mitteleuropa kommen gehört zu den bedrücksten sozialpolitischen Problemen der Gegenwart. Ein Thema das polarisiert. Schwierig, ihm mit den Mitteln des Spielfilms bei-zukommen. Dem in Baden-Baden geborenen Regisseur Johannes Naber scheint das mit seinem Spielfilm-Debut „Der Albaner“ gelungen zu sein. Die SWR-Koproduktion wurde bereits mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem diesjährigen Max-Ophüls-Preis.
Arben (Nik Xhelilai) hat Pech. Der junge Mann lebt in unter kärglichen Bedingungen in der Grenzregion Albaniens zu Griechenland. Damit es in der Familie wenigstens zum Nötigsten reicht, verdingt sich Arben im Nachbarland als Gastarbeiter.
Als Arben einmal wieder aus dem Ausland nach Hause kommt, er-wartet ihn eine böse Überraschung. Etleva (Xhejlane Terbunja) ist von ihm schwanger. Deshalb kommt eine lukrative Ehe für sie nicht mehr in Frage. Arben muss ein Hochzeitsgeld in Höhe von 10 000 Euro aufbringen. Für seine Verhältnisse unermesslich viel. Da bleibt ihm nichts anderes übrig, als illegal nach Europa zu gehen und da zu versuchen, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu verdienen.
Arben standet als Illegaler in Berlin: für drei Euro die Stunde arbeitet er bei einer Reinigungsfirma. Es sieht schlecht aus mit der Hochzeit. In seiner Verzweiflung schließt sich der Aspen einer Schlepperbande an, die in Ostdeutschland Polen illegal über die grüne Grenze bringt. Das wird besser bezahlt.
Von der Klein-zur Schwerkriminalität ist es für einen Wirtschafts-flüchting ohne Visum in der Grauzone der deutschen Gesellschaft nur ein kleiner Schritt: penibel recherchiert und authentisch auch im Detail beschreibt Johannes Naber in seinem Debut „Der Albaner“ den Leidensweg eines Wirtschaftsflüchtlings aus dem ärmsten in eines der reichsten Länder Europas. Eine Passionsgeschichte. Der Regisseur hat daran zehn Jahre gearbeitet.
„Der Albaner“ ist gewiss kein Film, der sich zur gemütlichen Abend-unterhaltung eignet. Aber ein enorm wichtiger Film, weil er ein Thema auf den Punkt bringt, das gerne von populistischen Politikern missbraucht wird. Naber gibt dem pauschal diskriminierten „Wirtschaftsflüchtling“ ein Gesicht.
Das gehört dem großartigen albanischen Schauspieler Nik Xhelilaj, der bei der diesjährigen Berlinale als „European Shootingstar“ ausgezeichnet wurde. Seine darstellerische Leistung in Verbindung mit Nabers sensibler Regie machen den „Albaner“ zu einem nicht nur cineastischen, sondern auch politischen Ereignisse, das zur Veränderung der Verhältnisse beitragen kann!
Dazu ein Gespräch mit Johannes Naber:[media id=216 width=320 height=20]
Im Rahmen von SWR2-Previews stellt Johannes Naber seinen Film „Der Albaner“ persönlich vor:
Am 1. August um 19.00 Uhr in Freiburg im Kino „Friedrichsbau“
Am 2. August um 18.00 Uhr in Stuttgart im Kino „Delphi“
…und um 21 Uhr in Karlsruhe im Kino „Schauburg“.
Marianne Völker
Der Film läßt uns in einfühlsamer (nicht melodramatischer) Art bei den Menschen dabeisein, und was kann man Besseres von Kino erwarten? Chapeau dem Regisseur.