Dennis Hopper, Victor Bockris, Walter Hopps, Jessica Hundley, Tony Shafrazi
Hardcover, 28 x 37,4 cm, 544 Seiten
Mehrsprachige Ausgabe in Deutsch, Englisch, Französisch
Taschen Verlag – ISBN 978-3-8365-2726-2 – € 49.99
Er lebte ohne Rücksicht auf Verluste. Im Zweifelsfall mit Hilfe von Drogen und Alkohol. Leidenschaftlich mit Leib und Seele war Dennis Hopper (1936-2010) Schauspieler, Regisseur und Fotograf. Als Partner von James Dean in „Rebel without a cause“ galt er als hoffnungsvolles Darstellertalent. Doch dann ließ er nichts unversucht, um seiner Karriere als junger Wilder in Hollywood den Garaus zu machen.
Dann 1969 der große Erfolg als Regisseur und Hauptdarsteller mit „Easy Rider“. Danach wieder der große Durchhänger – bis ihn David Lynch 1986 aus der Versenkung holte und ihm die Psychopathen-Rolle in „Blue Velvet“ gab, nach dem Wim Wenders bereits 1977 mit „Der amerikanische Freund“ einen Resozialisierungsversuch unternommen hatte. Von da an schien sich Dennis Hopper mit Hilfe von Entziehungskuren und guten Therapeuten (wieder-)gefunden zu haben.
Bis zu seinem Tod war er als verlässlicher Nebendarsteller und ge-legentlich auch als Regisseur gefragt. Im Gegensatz zu den up and downs in der Filmbranche bewies Dennis Hopper als Fotograf eine erstaunliche Kontinuität in seinem Leben. Francis Ford Coppola hat Hopper in „Apocalypse Now“ einen leicht paranoiden Fotographen spielen lassen und damit sein Wesen gewürdigt.
1961 hat Dennis Hopper sein Faible für die Fotografie entdeckt. Von da an hatte er immer eine Kamera dabei. Auch in diesem Metier fand er zu einem eigenständigen unverwechselbaren Stil. Aus dieser visuellen Erfahrung, einem klaren Blick auf die Wirklichkeit wurde seine Filmsprache für „Easy Rider“, aber auch „The last movie“ geboren.
In einem kolossalen Bildband „Dennis Hopper Photographes 1961-1967“ hat der Taschenverlag das fotografische Oevre Hoppers vor einiger Zeit als „Collector’s Edition“ veröffentlicht. Das bibliophile Werk war damals auf eine Auflage von 1500 Exemplaren limiert hatte mit 1000€ seinen Preis.
Jetzt gibt es das Buch als „Volksausgabe“ für 49.99 €. Seit „Kubricks Napoleon“ (auch von Taschen) gab es nicht soviel Buch für diesen Preis. Das ist dann auch kein Band zum leichtfertigen Durchblättern zwischen „Tür und Angel“. Nur der trainierte Kraftsportler „hält“ die gefühlten zehn Kilo länger als fünf Minuten durch.
Nein! Dieses Buch will auf dem Tisch (oder wer hat: einem Lesepult) aufgelegt und in Ruhe studiert werden. Dann eröffnet Hopper dem Betrachter eine Welt, in der sich das Alltägliche auf subkutane Weise mit den Boten der Veränderung mischt. Egal, ob er scheinbar Beiläufiges in seinem fotografischen „Notizbuch“ festhält oder bei seinen KollegenInnen vom Film unterwegs ist. Interessant dabei, wie konsequent Dennis Hopper auch hier eine Außenposition eingenommen hat; wie Fotografien nicht nur die aufgenommenen „Objekte“ festhalten, sondern auch den inneren und äußeren Standpunkt des Fotografen, lässt sich selten in einer derartigen Eindeutigkeit ausmachen, wie bei ihm. Das gibt den Bildern etwas ganz und gar Einmaliges. Der Galerist Tony Shafrazi schreibt in seinem Beitrag zu „Photographs 1961-1967“: “Hoppers Leben war immer untrennbar mit seiner Kunst verbunden“.
Wobei sich Hopper dessen wohl bewusst war, wenn er nicht uneitel feststellt: „Ich habe etwas gemacht, von dem ich dachte, dass es eines Tages von Bedeutung sein könnte. Es sind wirklich diese Fotos, die meine Kreativität beflügelt haben“.
Dem sollte man sich bei diesem Bildband hemmungslos hingeben. Etwas Schöneres kann es zur Urlaubszeit nicht geben! Und anschließend „Easy Rider“, „Colors“ und den „Amerikanischen Freund“ ansehen…. Etwas später dann „Speed“ und – wenn es draußen ganz dunkel ist – „Blue Velvet“. Dazu sollte dann Proseco gereicht werden.