Frankreich 2010
Originaltitel: Potiche
Regie: Francois Ozon
Mit Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Fabrice Luchini
Kinostart: 24. März 2011
Francois Ozon ist der gegenwärtige Alleskönner des französischen Films: er versteht sich auf den Kostümfilm und den Thriller ebenso wie auf das Ehemelodram und das Musical. Seine scheinbar unerschöpfliche Kreativität irritiert gelegentlich. Etwa als er in seinem vorletzten Film „Ricky“ einem Baby Flügel gab und fliegen ließ. Auf dem Boden der 1970er Jahre blieb Francois Ozon bei „Das Schmuckstück“.
Suzanne Pujol (Catherine Deneuve) ist nicht mehr die Jüngste! Sie sieht aber immer noch hinreißend aus und ist gut in Form. Dazu trägt ihr morgendliches Jogging bei. Ein Ausgleich für den unerfreulichen Rest des Tages mit der Familie: mit langweiligen erwachsenen Kindern und dem stets übel gelaunten Gatten Robert (Fabrice Luchini). Mit mäßigem Erfolg und rüdem Umgangston führt er die Regenschirm-Firma, die er von seinem Schwiegervater übernommen hat.
Da manifestiert sich in einem Streik der Mitarbeiter der Firma Pujol nicht nur die betriebliche, sondern auch die familiäre Krise. Da treten Dinge zu Tage, die bisher fein unter den Teppich gekehrt wurden; wie Monsieur Pujols außereheliche Fehltritte und ihre Folgen.
Da hilft es wenig, dass es auch Suzanne in der Vergangenheit mit der ehelichen Treue nicht sonderlich genau genommen hat. Da war unter Anderem der stattliche LKW-Fahrer Maurice.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat er nicht nur an Korpulenz, sondern als Abgeordneter der kommunistischen Partei an politischem Einfluss zugenommen. In diesen schwierigen Zeiten bietet sich Maurice (Gérard Depardieu) als Suzannes Seelentröster an. Gatte Robert wird daraufhin von einenm Herzinfarkt aus dem Verkehr gezogen. Darüber ist niemand sonderlich betrübt. Am wenigsten Suzanne, die mühelos den Platz ihres Mannes in der Geschäftsleitung einnimmt.
Bis aus dem bloßen Anhängsel des Gatten die resolute Powerfrau wird, finden in Francois Ozons „Das Schmuckstück“ noch einige Wendungen in der Geschichte, Intrigen und Missverständnisse statt. Es ist nicht zu übersehen, „Potiche“ – so der Originaltitel – basiert auf einem Theaterstück: Ozon sagt zu seiner Verfilmung:
„Das war natürlich eine ziemliche artifizielle Geschichte: so legte ich erst einmal den Kern frei, um zum Wesentlichen zu kommen. Eine Frau sucht ihren Platz in der Gesellschaft. Sie sagt, der ist nicht in der Küche. Schon eher in der Fabrik, in der Politik. Und so macht sie sich auf den Weg! In einem feministischen Film. Und am Ende hat sie ihren Platz gefunden…“
Schwungvoll, bestechend elegant und äußerst charmant, hat Ozon seinen Film zu einem „Schmuckstück“ in jeder Beziehung gemacht. Dabei streift seine Komödie ganz nebenbei das Melodram. Dann wenn es um Verrat und Verletzung von Gefühlen geht. Auch davon handelt dieser Film. Mit seinem typischen Hang für magische Momente hält der Regisseur das Ganze meisterhaft im dramaturgischen Gleichgewicht. Ohne Catherine Deneuve, Gérard Depardieu und Fabrice Luchini wäre das vermutlich nicht so mühelos gelungen. Also: reinster Kinogenuss zu Frühlingserwachen!