Deutschland 2010
Regie: Dani Levy
Mit Markus Hering, Veronica Ferres, Meret Becker, Heino Ferch uva.
Kinostart: 26. August 2010
Seit über 25 Jahren gehört der in Berlin lebende, aus der Schweiz gebürtige Regisseur Dani Levy zur etablierten deutschen Filmfamilie. Dabei legt er großen Wert auf seinen jüdischen Hintergrund. Keines seiner inzwischen 13 Lichtspiele kommt ohne Verweise auf das Leben und das Leiden am Jude sein heute aus. Auch seiner Neuester nicht. Blieb Levy als Filmemacher bisher der Einzug in die erste Liga seines Metiers verwehrt, verdiente er sich als einer der Gründerväter und Mitbesitzer von „X-Filme“ unbestreitbare Meriten. Praktischer Weise produzierte er auch seinen neuen Film „Das Leben ist zu lang“ gleich im eigenen Haus – natürlich nicht ohne diverse öffentliche Förderer.
Alfi Seliger (Markus Hering) kann einem Leid tun! In den 1980er Jahren galt er als hoffnungsvolles Regietalent. Doch dann hat den deutsch-jüdischen Filmemacher das Glück verlassen. Seitdem irrlichtert Alfi durch die deutsche Filmszene – von Party zu Party. Im Moment versucht er sein Drehbuch zu einer Komödie über den nicht mehr ganz taufrischen Mohammed-Karikaturen-Streit unter zu bringen. Nur bei dem Altproduzenten Miesbach-Boronowski (Hans Hollmann) findet er Gehör.
Doch der ölige Produzent (jawohl gespielt von dem etwas aus der Mode gekommenen Theater-und Opernregisseur!) meint es nicht gut mit dem armen Alfi und will auch nur über den Tisch ziehen. Das Töchterlein (Hannah Levy) geniert sich für den Vater, Alfis Mutter (Elke Sommer) – einst Diva – macht ihm die Hölle heiß. Schließlich bringt ihn seine insolvente Haus-Bank noch um die letzte Ersparnisse aus dem Wiedergutmachungsfond der Bundesregierung. In seinem Elend hilft dem gestrandeten Filmemacher selbst die Konsultation eines Psychiaters nicht weiter. Den spielt Udo Kier – einer der Unverwüstlichen aus der Ära Fassbinder.
Dani Levy widmet sich also in seinem neuen Film der Innenansicht der deutschen Filmbranche. Ein weites Feld, das reichlich Stoff für Satiren bietet. Vor allem im Hinblick auf die Regisseure seiner Generation, die um 1980 versuchten, mit aufgekratzter Heiterkeit dem darnieder liegenden westdeutschen Film wieder auf die Beine zu helfen. Die Macher von „Manta Manta“ oder „Gib Gas ich will Spaß“ kamen nicht weit – bestenfalls in die Serienproduktion der Privatsender. Auch Dani Levy versuchte damals mit „Robbykallepaul“ oder „Meschugge“ zu Ehren zu kommen. Der Erfolg hielt sich in Grenzen.
Also Zeit für Trauerarbeit: nach dem junge Leute aus einer neuen Generation in den letzten Jahren ein international bestauntes deutsches „Filmwunder“ zu Wege gebracht haben! Aber anstatt sich an den Diplomanten der Filmhochschulen zwischen Ludwigsburg und Babelsberg ein Beispiel zu nehmen, begnügt sich Dany Levy mit einer Nabelschau, die zwischen Klamotte und Verlierermelodram jammernd hin und herpendelt.
Zu allem Überfluss hat er nicht nur für die Hauptrollen von „Das ist zu lang“ mehr oder weniger Prominente des deutschen Films engagiert, sondern auch für die Statisterie: Da geben sich von Bully Herbig über Josef Vilsmaier bis zu Katja Riemann die Klinke in die Hand.
Das ist Anlass für manche amüsante Momente und gibt Aufschluss über die ungebremste Eitelkeit der Herrschaften. Sobald eine Kamera in der Nähe ist, gibt es für sie wohl kein Halten mehr – selbst wenn es die von Dani Levy ist, bei dem man nicht sicher sein kann, ob er seine Edelkomparsen nicht der Lächerlichkeit preis geben möchte. Doch die Momente verflüchtigen sich rasch.
Was bleibt ist ein indifferenter, im Grunde trauriger Film, der einen (gewollten oder ungewollten) Einblick in die zutiefst verletzte Seelenlage des Filmemachers Dani Levy gibt. Nicht nur Alfi Seliger, sondern auch sein Schöpfer kann einem leidtun… Vielleicht sollte es Dani Levy in seinen reiferen Jahren doch noch einmal mit etwas anderem als dem Filmemachen versuchen – um endlich glücklich zu werden!