Originaltitel: Au cul du loup
Belgien/Frankreich 2011
Regie: Pierre Duculot
Mit Christelle Cornil, Francois Vincentelli
Kinostart: 12. Juli 2012
Belgien ist als Filmland auf Koproduktionen vom großen Nachbarn Frankreich angewiesen. Dabei bleibt es beim finanziellen Rahmen. Inhaltlich und formal zeichnet die belgischen Filmemacher eine eigene, unverwechselbare Handschrift aus. Die Gebrüder Dardenne sind die international Bekanntesten von ihnen. Typisch für belgische Produktionen ist ein nüchterner Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und das Machbare in schwierigen Zeiten. Vor diesem Hintergrund ist auch „Das Haus auf Korsika“ von Pierre Duculot angesiedelt, der diese Woche in den deutschen Kinos anläuft.
Der allgemeinen Tristesse in der Kleinstadt Charleroi im belgischen Bergbaurevier kann man sich nur schwer entziehen. Die Zeiten sind eben nicht besonders. Deshalb muss Christina (Christelle Cornil) dankbar sein, das sie in der Pizzeria einen Aushilfsjob gefunden hat, die der Familie eines Freundes gehört. Heiraten will sie ihn trotzdem nicht. Obwohl Christina von allen Seiten dazu gedrängt wird. Mit 30 sei es schließlich langsam Zeit für die Ehe, heißt es. Doch Christina hat das unbestimmte Gefühl, dass noch etwas anderes auf sie wartet. Da eröffnet das Testament ihrer Großmutter neue Perspektiven. Sie erbt ein Haus auf Korsika!
Die Existenz eines Hauses war in der Familie bisher nicht bekannt: alle sind sich einig, die Immobilie umgehend zu verkaufen. Nur Christiana nicht und sie ist schließlich die Erbin. Als einmal wieder alles schief geht, reist sie mit ganz kleinem Gepäck kurz entschlossen los nach Korsika. Von der Schönheit der Insel überwältigt, steht Christinas Entschluss endgültig fest, hier wird ihre neue Heimat sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich Haus in einem ziemlich desolaten Zustand befindet.
Bis „Das Haus auf Korsika“ wirklich bewohnbar sein wird, braucht es Geduld, handwerkliches Geschick – und vor allem Geld. Geduld und handwerkliches Geschick könnte Christiana ja noch aufbringen, aber mit dem Geld hapert es…
Auf und davon – auf die Insel und dann noch mit einem Haus: Wer hätte das nicht gerne! Der belgische Regisseur Pierre Duculot stellt in seinem Film „Das Haus in Korsika“ eine Fluchtgeschichte auf den Prüfstand. Was bleibt von der Idylle, wenn die Wasserleitung defekt und Dach undicht ist.
Aus „Das Haus auf Korsika“ ist keine der allerwelts Aussteigergeschichten geworden. Mit der grenzenlosen Freiheit oder großen Depression am Ende – je nach Seelenlage der Protagonisten und des Regisseurs. Pierre Duculot – der sich bisher vor allem als Produzent einen Namen gemacht hat – drehte einen ganz und gar pragmatischen Film: der Mensch kann nicht aus seiner Haut auch Christina nicht. Deshalb verfolgt sie die Familie und Wallonie bis nach Korsika. Da hilft nur das Arrangement und alle sind glücklich. Alle wollen nämlich nur geliebt werden: der Rest – bis zum neuen Dach – kommt dann ganz von selbst. Das macht den Film „Das Haus auf Korsika“ so sympathisch. Der ideale Traum-Sommer-Ferien-Film!