Serbien/Deutschland/Kroatien/Frankreich/Slowenien 2013
Regie: Srdan Golubovic
Mit Alexandar Bercek, Leon Lucev, Nebojsa Glogovac
Kinostart: 17. April 2014
Mit dem Vertrag von Dayton ging der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien 1995 zu Ende. Die Auswirkungen der Katastrophe dieses Krieges sind bis heute spürbar. Er bestimmt nach wie vor die Arbeit der Filmemacher, insbesondere in Serbien. Es geht dabei um Schuld und Sühne, den schwierigen Weg zu neuer Gemeinsamkeit zu finden. Mit über 20 Preisen ist „Krugowi/Circles“ des serbischen Regisseurs Sradan Golubovic, der am häufigsten ausgezeichnete Film des letzten Jahres.
„Freude schöner Götterfunken“: die Töchter des bosnischen Muslims Haris üben fürs Schulkonzert. Der Familie lebt seit dem Bürgerkrieg in Deutschland. Haris hat einen guten Job bei BMW. Der Kontakt zur Bosnischen Heimat beschränkt sich auf gelegentliche Telefonate.
Die Zeit vergeht. Aber die quälenden Erinnerungen bleiben. Zum Beispiel an jenen Tag während des Krieges 1993 in einer bosnischen Kleinstadt, in der Haris damals einen Zeitungskiosk betrieben hat und ihm eine bestimmte Zigaretten-Marke ausgegangen ist, nach der sein Nachbar und Offizier der Serbischen Armee, Todor, verlangt. Todor und seine Kameraden fallen über Haris her und misshandeln den Muslim…
Haris kann fliehen, nachdem Marko, ebenfalls serbischer Soldat, dazwischen gegangen ist. Jetzt richtet sich die Wut seiner Kameraden gegen ihn. Sie bringen ihn um.
Die Vergangenheit ragt in die Gegenwart und lastet schwer auf den Menschen: wie bereits in seinem Film „Klopka/Die Falle“ beschreibt Regisseur Srdan Golubovic auch in „Krugovi/Circles“ wieder wie Kontrollverlust zu einem Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt führt. Ist es erst einmal soweit gekommen, zielt der Appell an die Menschlichkeit ins Leere. Doch damit lässt es Srdan Golubovic in diesem großartigen Film nicht bewenden: Markos Vater sagt im Rückblick auf den Tod seines Sohnes.
Ohne moralischen Zeigefinger beschreibt „Circles“ Wege aus der Trauer und dem Teufelskreis der Vergangenheit. Ganz behutsam und ohne vordergründigen Effekt. Das wird besonders nachdrücklich an der Figur eines jungen Mannes deutlich, Sohn eines Schuldigen an Markos Tod. Beharrlich sucht er die Nähe des nach wie vor trauernden alten Mannes, der ihn zunächst abweist, aber dann erkennt, dass der Junge nach einem Ausgleich hin zur Normalität sucht.
Ohne in beschwichtigende Muster nach dem Motto, „die Zeit heilt alle Wunden“ zu verfallen; gelingt Srdan Golubovic die großartige Beschreibung, wie es möglich ist, mit den Schatten der Vergangenheit zu Leben. Das Andenken daran zu bewahren ohne es zu neuem Hass zu kultivieren. Das macht „Circles“ zu einem der wertvollsten Filme der letzten Zeit, dem man ein großes Publikum wünschen möchte!