Vom 13. – 20. April in Tübingen (Kino Museum) und Freiburg (Kommunales Kino) und vom 14. – 20. April in Stuttgart (Kino Delphi)
Aus kleinen Anfängen hat sich das Festival „CineLatino“ Tübingen/Stuttgart zu einem der wichtigsten Foren des Lateinamerikanischen Films in der Bundesrepublik. Der Aufbruch im Film Südamerikas hat „CineLatino“ zusätzlich in den Fokus des öffent-lichen Interesses gerückt. Die diesjährige Ausgabe von „CineLatino“ wird heute Abend in Tübingen und Freiburg und morgen in Stuttgart eröffnet.
Miguel ist ein sympathischer und deshalb allseits geschätzter junger Mann – bei seinen Kollegen wie bei den Nachbarn in dem kleinen Fischerdorf an der Nordküste Perus. Seine Frau erwartet ein Baby. Mit allgemeinem Argwohn wird dagegen der Maler Santiago betrachtet. Ebenfalls jung und gut aussehend. Aber: Ein Fremder aus der Stadt, der außerdem ständig fotografiert. Die Aufnahmen benutzt er als Vorlage für seine Bilder. Weil im Dorf nichts verborgen bleibt, wird offenbar, dass Miguel und Santiago ein Verhältnis haben. Davon handelt „Contracorriente/Gegenstrom“ von Javier Fuentes-León, mit dem das diesjährige Festival „CineLatino“ heute Abend in Tübingen eröffnet wird. Die Peruanisch-kolumbianisch-französisch-deutsche Koproduktion ist im vergangenen Jahr mit insgesamt 29 Preisen ausgezeichnet worden. Darunter befand sich auch eine „Oscar“-Nominierung.
Der 1968 in Lima geborene Regisseur Javier Fuentes-Leon hat in den USA Film studiert – „Contracorriente“ ist sein Debut. Ungewöhnlich und gleichzeitig in jedem Moment überzeugend, erzählt sein Film eine bisexuelle Dreiecksgeschichte. Nicht unbedingt ein populäres Thema in Peru. Um so mehr ist die Stilsicherheit und die Poesie des Regisseurs zu loben: ihm ist ein weiteres Meisterwerk des lateinamerikanischen Films gelungen.
Die anderen Filme der diesjährigen „CineLation“-Ausgabe sind „Contracorriente“ ebenbürtig. Hier zeigt sich der skeptische Blick einer jungen Cineasten-Generation auf eine Gesellschaft, die dabei ist, emotional und politisch mit einer mehr oder weniger traumatischen Vergangenheit fertig zu werden.
Im Mittelpunkt von CineLatino 2011 steht „Uruguay“. In dem südamerikanischen Land werden pro Jahr maximal fünf Filme gedreht. Auch das gelingt nur mit internationaler finanzieller Unterstützung – vor allem aus Europa. In der Regel sind die Ergebnisse von allerhöchster Qualität. Beim diesjährigen Festival CineLatino zeigt sich das zum Beispiel an „Hiroshima“ dem neuen Film von Pablo Stoll. Der 2004 mit „Whisky“ international bekannt geworden ist und zahlreiche Preise gewonnen hat.
Wie häufig in Filmen aus Uruguay, steht in „Hiroshima“ ein mehr oder weniger junger Mann im Mittelpunkt, der versucht sein Leben zu ändern. Dabei aber nicht genau weiß, wie er es anstellen soll. Das verbindet ihn mit Jorge in „La vida útil/Das nützliche Leben“: 25 Jahre war er Angestellter der Kinemathek von Montevideo. Weil das renommierte Haus sparen muss, verliert er seinen Job.
Anstatt sich – wie bisher – zurück gezogen mit Filmklassikern zu beschäftigen, wird er jetzt von der rauen Wirklichkeit des Alltags eingeholt. Im Prinzip kein neues Thema, aber faszinierend – in Schwarzweiß – in eine neue filmische Fasson gebracht. Das heißt: „CineLatino“ präsentiert wieder einen schönen Film nach dem anderen. Filme, die süchtig machen können und zu den großen Momenten des gegenwärtigen Weltkinos gehören!
Außerdem wird von „CineLatino“ die im vergangenen Jahr begonnene Luis Bunuel-Retrospektive weiter geführt. Mit selten gezeigten Filmen aus seiner mexikanischen Periode. Eine besondere Entdeckung dürfte „La ilusion viaja en tramvia/Die Illusion fährt mit der Straßenbahn“ von 1953 sein.
Weitere Infos zum Programm von „CineLatino 2011“ unter www.filmtage-tuebingen.de