Vor allem als „Mann mit der Mundharmonik“ aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist der amerikanische Schauspieler Charles Bronson heute noch bekannt. Der Italowestern von Sergio Leone machte ihn zum Großverdiener in Hollywood. Seine Karriere hat bereits in den frühen 1950er Jahren begonnen – vor allem als verlässlicher, meist wortkarger Nebendarsteller. Zum Beispiel als einer der „Glorreichen Sieben“ (1960) oder „Gesprengte Ketten“ (1963). 1974 spielte Charles Bronson die Hauptrolle in „Ein Mann sieht rot“; wegen seiner Propagierung der Lynchjustiz einer der umstrittensten amerikanischen Filme des Jahrzehnts. Drei weniger bekannte, aber typische Bronson-Filme sind jetzt in einer Box von EuroVideo auf DVD veröffentlicht worden.
Die „Charles Bronson-Box“ enthält mit „Kalter Hauch“, „Der weiße Büffel“ und „Der Grenzwolf“ drei typische Filme aus der Spätzeit des Schauspielers. Bronson ist 2003 im Alter von 82 Jahren gestorben. In allen drei Filmen spielt Einsamkeit und Kontrollverlust eine wichtige Rolle. Sie spiegeln damit auch sein Privatleben wider. Schon früh hatten sich bei ihm Anzeichen von Alzheimer bemerkbar gemacht.
Arthur (C.B.) ist ein sogenannter „Mechanic“, ein Auftragskiller, der im Geheimen seine schmutzige Arbeit erledigt, ohne Spuren zu hinterlassen. „The Mechanic“ ist auch der Originaltitel von „Kalter Hauch“, den Michael Winner 1972 gedreht hat und der für die weitere Entwicklung des Gangsterfilms stilbildend war.
Zu spät merkt der undurchsichtige Harry, dass er Opfer einer Intrige ist. Routiniert und ohne Gefühlsregungen erledigt Arthur auch diesen Auftrag: Bei der Beerdigung von Harry ergeben sich plötzlich neue Perspektiven.
Harrys Sohn Steve bittet den verblüfften Arthur, bei ihm gewisser-maßen in die Lehre gehen zu dürfen. Ansonsten eher auf Distanz bedacht, willigt Arthur ein. Er hat nämlich ein Problem, er fürchtet sich vor Vereinsamung…
Ziemlich spannend und mit interessanten Zwischentönen erzählt Michael Winner in „Kalter Hauch“ von einer Welt der Reichen und Schönen, in der sich unverhofft Abgründe auftun können. Manchmal sind sie sogar tödlich. Eine Erfahrung, die auch Arthur machen muss.
Nach dem großen Erfolg des Films, drehte Winner mit Charles Bronson eine Reihe weiterer Filme – darunter gleich vier Folgen von „Ein Mann sieht rot“. Bei der DVD von „Kalter Hauch“ handelt es sich um die Neuauflage einer bereits vor längerer Zeit erschienen Edition. Die technische Qualität ist im englischen Original und bei der deutschen Synchro passabel.
Mit „Der weiße Büffel“ von 1976 enthält die „Charles Bronson-Box“ einen unbekannten, heute nahezu vergessenen Film mit dem Schauspieler. Ein origineller Versuch, Western und Fantasyfilm mit einander zu verbinden. Ein Film, der seiner Zeit voraus war und deshalb bei seiner Uraufführung weitgehend auf Unverständnis stieß.
Das Terrain wird von einem Weißen Büffel terrorisiert. Nicht nur die Indianer, sondern auch der Wild Bill Hickok sind hinter ihm her. Das Tier verfolgt den legendären Trapper bis in seine Alpträume. Wild Bill hat es inzwischen zu einer Showlegende gebracht. Jetzt ist er aber pleite und will im nicht mehr ganz so wilden Westen zurück zu seinen Wurzeln – das Erlegen des Weißen Büffeln wäre gleichzeitig für die Imagepflege gut.
So macht sich der einsame Wild Bill Hickok (C.B.) auf zu den Sioux und dem Weißen Büffel. Der Veteran Charlie begleitet ihn. Später wird sich ihnen auch noch ein Indianer anschließen, der von seiner Sippe verstoßen wurde.
Drei Einsame, die versuchen gemeinsam stark zu sein: ein inhaltliches Motive dieses Spätwesterns, den der Regie-Veteran J. Lee Thompson inszeniert hat. Er spielt vorwiegend nachts und das Unheimliche scheint allgegenwärtig. Charles Bronson hat in „Der weiße Büffel“ eine Rolle, wie in keinem anderen Film. Ein großer Schweiger und Snob zugleich, der vom ersten Sonnenstrahl an eine Sonnenbrille trägt.
Eine neue Zeit kündigt sich an – die Ureinwohner Amerikas müssen ernst genommen werden. Ein Appell, den zahlreiche Western in den 1970er Jahre an die Zuschauer richten. Gemeinsam gegen den „Weißen Büffel“: man kann diesen Film einfach als perfekt gemachtes Entertainment betrachten oder als vielschichtige Parabel auf die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in den USA der Gegenwart. Auch diese DVD ist in Ordnung – wobei diesmal die deutschen Untertitel eingespart wurden. Wer also Charles Bronson im O-Ton erleben möchte, muss sein Englisch aufbessern.
Interessant und erstaunlich aktuell ist DVD Nummer Drei in der „Charles Bronson-Box“: „Borderline“ – mit dem deutschen Titel „Der Grenzwolf“. Der wenig bekannte Regisseur Jerrold Freeman hat ihn 1980 gedreht. Der Film spielt in der Gegenwart im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA, Bronson den Polizei-Offiziere Jeb, der Schleppern das Handwerk legen soll.
Personell unter besetzt, bleibt Jeb nichts anderes übrig, als in kleiner Besetzung dem Menschen verachtenden Treiben der Schlepperbanden ein Ende zu bereiten. Dabei kommt er den Machenschaften amerikanischer Unternehmen auf die Spur, die hinter seriöser Fassade, üble Geschäfte mit Menschen-und Waffenhandel treiben.
Mit „Der Grenzwolf“ ist ein rasant inszenierter Thriller zu entdecken, ein moderner Western, bei dem es um Ausbeutung, die Hoffnung auf ein besseres Leben geht und Polizisten, die zwischen allen Stühlen sitzen. Einer von drei Filmen mit dem Schauspieler Charles Bronson, die auf DVD in einer Box von EuroVideo veröffentlicht wurde. Zu haben für preiswerte 11 Euro.