Deutschland 2013
Regie: Thomas Dirnhofer
Mit David Lama, Peter Ortner, Toni Ponholzer
Kinostart: 13. März 2014
David Lama gilt augenblicklich als der Shooting Star der jüngeren Bergsteiger-Generation. Der 1990 geborene Sohn eines nepalesischen Sherpas und einer Wiener Krankenschwester hat bereits als kletterndes Wunderkind in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt. In den letzten Jahren machte David Lama mit seiner An-kündigung Schlagzeilen, er werde den über dreitausend Meter hohen „Cero Torre“ in Patagonien als erster Freeclimber erzwingen. Das gewagte Unternehmen dokumentiert der Film „Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance“, der ab morgen in den deutschen Kinos zu sehen sein wird.
In der Fachwelt wird David Lamas Ankündigung 2009, den Cerro Torre ohne Hilfsmittel erklettern zu wollen, mit Verwunderung und Skepsis aufgenommen. Zwar hat es der damals 19jährige als Indoor-Sportkletterer bereits zum Weltmeister gebracht, aber im Alpinismus ist er ein unbeschriebenes Blatt. Als dann auch noch bekannt wird, dass ihn ein Sponsor finanziert, der einen Film über das Unternehmen plant, überwiegen die kritischen Stimmen. Bei einer Diskussionsrunde liest Reinhold Messner dem jungen Mann die Leviten. Er äußert die Befürchtung, das Lama hier vor den Karren eines großen Unternehmens gespannt werden soll…
David Lama glaubt das natürlich nicht und reist mit einem Kletterpartner und großem Filmteam nach Patagonien. Den Cerro Torre kennt er bis dahin nur in der Theorie. Ihm ist auch nicht klar, dass es sich bei der 3 100 Meter hohen Granitformation um eine Art „Heiligen Gral“ des internationalen Alpinismus handelt; ihre extrem schwierige Besteigung hat in der Vergangenheit bereits zu fragwürdigen Unternehmungen geführt. Dabei spielt nicht nur der Berg selbst, sondern die Witterung eine entscheidende Rolle. Was das heißt, erfährt David Lama am eigenen Leib.
Als sich das Wetter nicht ändert, reisen Lama und sein Team wird ab. Das Scheitern weitet sich via Internet zu einem weltweiten Skandal aus: Lama und seine Leute haben nämlich nicht nur Proviant am Fuß des Cerro Torre zurückgelassen: Für die Filmaufnahmen wurden massenhaft Kletterhaken eingeschlagen und vor der Abreise nicht wieder entfernt. Ein Sündenfall, der von David Lamas Reputation wenig übrig lässt. Anstatt zu schmollen geht er in die Offensive und zieht aus dem Desaster Konsequenzen: Er holt sich mit Peter Ordner einen erfahrenen Alpinisten an die Seite; gefilmt wird nur mit ihren beiden Helmkameras und von einem Helikopter aus.
Das Ergebnis sind atemberaubende Aufnahmen vom Aufstieg der beiden Bergsteiger, wie man sie in dieser Unmittelbarkeit noch nie gesehen hat. Frappierend, dass Menschen physisch und mental zu einer derartigen Leistung in der Lage sind. Dabei spielt die klare, integere Haltung von David Lama eine wesentliche Rolle. Das macht den Film „Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance“ auch für den Nichtalpinisten zu einem berührenden, spannenden Ereignis und gibt nebenbei einen Einblick in das Selbstverständnis einer jungen, wachen Generation, die auch dem Alpinismus ihren Stempel aufdrückt.
Zur Ergänzung des Films sind die beiden Bücher von David Lama „High – Genial unterwegs an Berg und Fels“ (als Taschenbuch von „Btb“) und „Free. Der Cerro Torre, das Unmögliche und ich“ (im Knaus Verlag erschienen) sehr zu empfehlen!