Neun Filme auf neun DVDs umfasst die bisher dreiteilige “Cary Grant Edition” von Kinowelt. Im Herbst soll ein vierter Teil dazu kommen. Er wird mit „Bringing up Baby/Leoparden küsst man nicht“ auch einen der populärsten Grant-Filme enthalten. Bereits seit Langem auf DVD zu haben, ist die Howard Hawks-Komödie die Ausnahme von der Regel in dieser außergewöhnlichen Edition der Entdeckungen. Vor allem die Filme, die Grant ab Ende der 1930er Jahre bis zu Beginn der 1950er Jahre für RKO gedreht hat.
„In name only/Nur dem Namen nach“ ist wie „Bringin’up Baby“ 1939 entstanden. Regie führte John Cromwell. Was als screwball comedy beginnt, führt Schritt für Schritt in ein Ehemelodram mit ambivalentem Happy-End. Cary Grant spielt den wohlhabenden Alec Walker, der von seiner berechnenden Frau Maida erst in den Alkoholismus und dann an den Rand des Todes getrieben wird. Kurz bevor alles zu spät ist, wird Alec von einer guten Freundin gerettet, verkörpert von Carole Lombard.
Eine weitere vergessene Perle aus den Schätzen der Filmgeschichte ist mit „My favorite wife/Meine Lieblingsfrau“ in der „Cary Grant Edition“ zu entdecken: Ellen Arden (Irene Dunne) ist angeblich vor sieben Jahren Opfer eines Schiffsunglücks auf hoher See geworden. Jetzt hat Ehemann Nick (Grant) sie für Tod erklären lassen und bei dieser Gelegenheit gleich Bianca geheiratet.
Just an diesem Tag taucht die Verschollene wieder auf – Ellen ist zufällig auf einer einsamen Insel entdeckt worden, auf der sie die letzten sieben Jahre überlebt hat. Produziert vom Komödienspezialisten Leo McCarey wurde aus „My favorite wife“ einer der irrwitzigsten amerikanischen Vorkriegsfilme – mit einem Cary Grant am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ein für seine Entstehungszeit hemmungslos frecher Film, der süffisant aus Zweideutigkeiten Eindeutigkeiten macht.
Einer der bizarrsten Filme in der Karriere von Cary Grant war „Once upon a honneymoon/Es waren einmal Flitterwochen“, den Leo McCarey 1942 wieder selbst inszenierte. Die hübsche, aber naive und aus zweifelhaften Verhältnissen stammende junge Amerikanerin Kate (Ginger Rodgers) ist in Wien im Begriff einen Nazi-Bonzen zu heiraten: Der amerikanische Journalist Pat (Grant) lässt nichts unversucht, um Kate aus den Fängen der Nazis zu befreien.
Vor dem Hintergrund der deutschen Okkupation Österreichs war man im fernen Amerika 1941 noch zu filmischen Scherzen wie diesem aufgelegt. Neben Cary Grant als leicht trotteligem, aber verlässlichem Amerikaner und Ginger Rodger, spielen die deutschen USA-Emigranten Walter Slezak und Albert Bassermann die Rollen der Nazis. „Once upon a honneymoon“ ist als perfekt funktionierende Komödie ein aufschlußreiches Dokument zur Weltsicht Hollywood vor dem amerikanischen Kriegseintritt.
Ebenfalls inzwischen in Vergessenheit geraten ist der 1947 entstandene „The bachelor and the bobby-soxer/So einfach ist die Liebe nicht“. Vor allem dank seiner Nähe zu einem Tabu machte den Film bei seiner Uraufführung zu einem Hit: Cary Grant als Maler mit lockerer Moral hat eine Schein-Lisson mit einer 16jährigen, die von Shirley Temple gespielt wird. Natürlich löst sich das Ganze als Backfisch-Schwärmerei auf und der Maler schließt mit der erwachsenen Schwester der Kleinen schließlich den Bund fürs Leben.
Raus aus dem Mief der Vergangenheit in einer Mietwohnung in die Zu-kunft eines Einfamilienhauses auf dem Lande. Darum geht es in „Mr. Blanding builds his dream“ mit dem unzutreffenden deutschen Titel „Nur meiner Frau zuliebe“. H.C.Potter, der vor allem durch seine überdrehten Splapstick-Komödien bekannt ist, hat hier den Prototyp des Eigenheim-Bau-Horrorfilms gedreht. Mit Cary Grant als gestresstem Bauherrn: Von „Mr. Blanding builds his dream“ sind in den letzten Jahrzehnten mehrere Remakes entstanden. Am bekanntesten ist „The money pit“ mit Tom Hanks von 1986. In der „Cary Grant Edition“ von Kinowelt gibt es dann noch ein Wiedersehen mit bekannten Filmen des Schauspielers aus den 1950er und 1960er Jahren – von „Indiskret“ bis „Ein Hauch von Nerz“, in dem Ingrid Bergman bzw. Doris Day seine Partnerinnen sind. Die drei Boxen mit jeweils drei DVDs kosten jeweils rund 20 Euro.