Nachdem „Grace of Monaco“ zwar ein angemessener Eröffnungsfilm ge-wesen ist, den man schnell vergessen wird, sollte aber das Festival mit großer Kunst aufmachen. Und so geschah es. Gleich zwei Filme gab es zu bewundern, die nur auf das Beste hoffen lassen: „Timbuktu“ von Abderrahmane Sissako und Mike Leighs „Mr. Turner“.
Sowohl Sissako, als auch Leigh enttäuschen eigentlich nie. Beiden ist diesmal aber wirklich Großes gelungen. „Timbuktu“ beschreibt mit schmerzhafter Kälte den Einbruch fundamentalistischer Gotteskrieger in ein intaktes Sozialgefüge. Zwar versuchen die Einheimischen den Pressionen so weit es geht zu widerstehen, müssen dann aber mehr oder weniger entsetzt zusehen, das die es wirklich ernst meinen mit der Sharia.
Die Bedeutung von „Timbuktu“ liegt vor allem darin, dass hier ein Afrikaner den Fanatismus einer kleinen Clique anprangert, die sich er-dreistet, den einzig richtigen Weg zur Seligkeit gepachtet zu haben…
Ebenfalls ein stilbildendes Werk ist Mike Leigh mit „Mr. Turner“ gelungen: mit der Beschreibung von Leben und Werk des visionären englischen Romantiker William Turner erwartet den Zuschauer ein Film, der seines-gleichen sucht! Zwar orientiert sich Leigh bei seiner Bildästhetik an den lichtdurchfluteten Aquarellen Turners, aber ohne sie nur als schicke Prospekte zu benutzen.
Klug füllt der Regisseur das Wenige, das über Turners Leben überliefert ist, mit Inhalten. Ebenso wie „Timbuktu“ wird auch „Mr. Turner“ von einem großartigen schauspielerischen Ensemble getragen. Wenn das in Cannes diese Jahr so weiter geht, haben wir es mit einem prächtigen Jahrgang zu tun, der über manche Enttäuschungen der Vergangenheit hinweg tröstet…