1922 war der äußerst erfolgreiche Ernst Lubitsch der erste deutsche Filmemacher, der von Hollywood abgeworben wurde. Als die Nazis 1933 in Deutschland an die Macht kamen, war der Jude Ernst Lubitsch bereits in Übersee einer der großen Regie-Stars. Er hatte sich mit seinen eleganten Komödien einen Namen gemacht. Sofort engagierte sich Lubitsch für Kolleginnen und Kollegen, die vor der braunen Schreckensherrschaft in die USA geflohen waren. So beschäftigte er 1938 bei „Bluebeard’s eighth wife“ neben den Komponisten Friedrich Hollaender („Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“) und Werner Richard Heymann („Ein Freund, ein guter Freund“) auch den Drehbuch-Autoren Billy Wilder, der bisher Schwierigkeiten hatte, im amerikanischen Filmgeschäft Fuß zu fassen. Obwohl weniger bekannt als die Lubitsch-Filme „Ninotchka“ und „Sein oder Nichtsein“ gehört „Bluebeard’s eights wife“ zu den Meisterwerken des Regisseurs. Jetzt gibt es diese Perle zum ersten Mal in Deutschland auf DVD.
Michael Brandon (Gary Cooper) ist Millionär und Schwerenöter was das andere Geschlecht betrifft. Eben wieder einmal geschieden, steht er beim Kauf eines Pyjamas allerdings alleine da. Das Problem ist, dass er nur eine Schlafanzugjacke und keine Hose haben möchte. So fühlt er sich im Bett am wohlsten. In der Herrenunterwäsche-Abteilung eines feinen Kaufhauses in Nizza gibt es aber nur Ober-und Unterteil zusammen.
Seinem Sexappeal verdankt es Brandon, das ihm eine junge Frau (Claudette Colbert) – umwerfend charmant – zur Hilfe kommt und die Pyjama-Hose kauft. Natürlich ist das der Beginn von mehr als nur einer wunderbaren Freundschaft. Wobei der Vater der Dame (Edward Everett Horton) eine nicht unwesentliche Rolle spielt.
Einer Heirat zwischen Michael Brandon und Nicole de Loiselle steht also nichts mehr im Wege. Die Braut ist schon etwas beunruhigt, dass sie Ehefrau Nummer acht sein wird. Ihr mulmiges Gefühl wird verstärkt, als Brandons Leidenschaft für sie bereits kurz nach der Hochzeit merklich abkühlt. Doch eine moderne Powerfrau lässt sich nicht so einfach abservieren…
„Blaubarts achte Frau“ ist ein typischer Lubitsch-Film. Ganz und gar dem „Lubitsch-Touch“ verpflichtet, von dem Francois Truffaut einmal sagte, er sei wie ein Schweizer Käse und jedes „Loch“ genial. Lubitsch verstand es, die prüde amerikanische Zensur durch Auslassungen zu unterlaufen. In aller Unschuld präsentierte er auf den ersten Blick harmlose Komödien, die es aber in sich haben. In diesem Fall ist es der Pyjama ohne Hose. Über sowas hat man im Nordamerika vor dem Zweiten Weltkrieg nicht öffentlich gesprochen.
Mit Billy Wilder hatte Lubitsch bei „Blaubarts achte Frau“ seinen Meisterschüler gefunden, der sich ebenfalls auf die Formulierung hinterlistiger Zweideutigkeiten verstand. Das rasante Tempo und der elegante Witz im Geschlechterkampf machen den Film zu einem zeitlosen Vergnügen, dem man nicht anmerkt, der er vor über 60 Jahren gedreht wurde. Endlich gibt es ihn auf DVD – auch mit dem englischen Original. Gary Cooper und Claudette Colbert authentisch in einem Film, mit den am schnellsten gesprochenen Dialogen der Filmgeschichte.
„Blaubarts achte Frau“ von Ernst Lubitsch und Billy Wilder ist eine Wohltat für jede Lebenslage, die DVD bei Winkler Film erschienen. Sie kostet zirka 16 Euro und sollte immer griffbereit sein!