Nach „Trafic“ 2001 präsentierte Steven Soderbergh heute zum zweiten Mal einen Film auf der „Berlinale“. Nach dem Drogenthriller diesmal eine hintergründige Abrechnung mit den Machenschaften der Pharmaindustrie. In den Hauptrollen Jude Law, Ronney Mara, Catherine Zeta-Jones und Channing Tatum. Senator-Film wird „Side Effects“ in die deutschen Kinos bringen.
Emily Taylor (R.M.) sieht phantastisch aus und könnte eigentlich glücklich: nach vier Jahren wird ihr Mann (C. T.) aus dem Gefängnis entlassen. Der smarte junge Mann hatte im Business-Dschungel zu hoch gepokert. Gute Kontakte aus dem Knast sollen die Zukunft sichern. Vorerst werden alte Kontakte wieder aufgefrischt. Ein Fehltritt kann schließlich jedem Mal passieren.
Der alltägliche Stress mit der ungewissen Zukunft macht Emily zu schaffen. Bereits in der Vergangenheit neigte sie zu Depressionen. Jetzt sind sie wieder manifest. Ein Suizit-Versuch bringt die junge Frau zu dem Psychiater Dr. Banks (J. L.), der ihr einschlägige Medikamente verordnet. Die haben beträchtliche Nebenwirkungen, wie Absenzen. Emily steht mitten in der Nacht auf und deckt den Frühstückstisch. Trotz bzw. wegen der Medikamente hat Emily also zunehmend das Gefühl, ihrer Krankheit hilflos ausgeliefert zu sein. Sie appelliert an ihren Arzt, ihr mit anderen Möglichkeiten zu helfen.
Banks ist privat auch nicht auf Rosen gebettet: seine Frau hat ihren Job verloren. Das setzt ihr nicht nur seelisch zu, sondern führt zu finanziellen Engpässen. Der Lebensstandart, zu dem die Privatschule des Sohnes gehört ist gefährdet. Deshalb nimmt der Psychiater dank-bar die lukrative Offerte eines Pharmakonzerns an, für eine Studie ein neues Antidepressivum an seinen Patienten zu testen. Auch an Emily.
In „Side Effekts“ ist Steven Soderbergh zynischen Geschäftspraktiken der Pharmaindustrie auf der Spur, neue Medikamente kostensparend an ahnungslosen Patienten zu testen. Vor allem angesichts des desolaten Gesundheitssystems in den USA steckt dahinter ein ans kriminelle grenzendes System.
Neben seinen unpolitischen Filmen zur guten Unterhaltung – wie die „Ocean Eleven“- Trilogie, leistet sich dieser Regisseur bisweilen gesellschaftskritische Stoffe. Dazu gehört „Side Effects“: eine schnörkellose Fallstudie, in der es nicht nur um hilflose Patienten geht, sondern um Ärzte, die von skrupellosen Lobbyisten der Pharma-industrie geködert werden. Soderbergh bemüht sich um Glaubwürdigkeit bei seinen Charakteren und macht unmissverständlich klar, das eklatante Versäumnisse der Politik Schuld an dem Dilemma sind. Banks ist zum Schluss der Dumme. Er Emilys Ruin auf dem Gewissen und seine Existenz zerstört.
„Side Effects“ benutzt die versiert die Stilmittel eines Thrillers, um ein skandalöses Thema ohne falsche Töne offenbar werden zu lassen. Ein sehenswerter Film, der das diesjährige Berlinaleprogramm durchaus ziert…