Originaltitel: Zena sa slomljenim nosem
Deutschland/Serbien 2010
Regie: Srdjan Koljeviv
Mit Nebojsa Glogovac, Anica Dobra, Branka Katic, Stipe Erceg
Kinostart: 21. Juli 21011
Nach dem verheerenden Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, ging es auch in den Filmen zunächst vor allem um Trauerarbeiten. Insbesondere in Serbien. Während sich der prominenteste Regisseur des Landes, Emir Kusturica, einem reaktionären Nationalismus das Wort redet, suchen weniger bekannte Filmemacher aus den Wunden der jüngsten Vergangenheit Perspektiven für eine gemeinsame Zu-kunft zu entwickeln. Einer von ihnen ist Srdjan Koljevic. Sein auf internationalen Festivals bereits mehrfach ausgezeichnetes Debut „Die Frau mit der gebrochenen Nase“ kommt diese Woche unter dem deutschen Verleihtitel „Belgrad Radio Taxi“ in unsere Kinos. In einer der Hauptrollen, die in Deutschland vor allem als Komödiantin bekannte serbische Schauspielerin Anica Dobra.
Rush hour in Belgrad: während sich der Verkehr durch die Innenstadt quält, versucht der Moderator eines populären Musiksenders aufgekratzt Gute Laune zu verbreiten. Beim Taxifahrer Gavrilo (Nebojsa Glogovac) hat er damit keinen Erfolg. Missmutig betrachtet er seinen Fahrgast im Rückspiegel: eine junge Frau (Nada Sargin) mit einem Baby, die aus der Nase blutet. Er sorgt sich um die Poster seines Wagens. Auf der großen Belgrad-Brücke, die den alten mit dem neuen Stadtteil verbindet, geht inzwischen nichts mehr. Es staut. Da geschieht es:
Die junge Frau ist unvermittelt ausgestiegen und hat sich von der Brücke gestürzt. Der Vorfall wird auch von Biljana (Branca Katic) und ihrem Verlobten (Vuk Kostic) bemerkt. Sie stehen mit ihrem Auto hinter Gavrilos Taxi und streiten gerade über eine gemeinsame oder getrennte Zukunft.
Er nervt ausdauernd. Biljana hat die Nase voll und steigt bei ihrem Verlobten aus und in das nächstbeste Auto ein. Es gehört der Lehrerin Anica (Anica Dobra) Die ist einsam und freut sich über den Überraschungsgast. Die beiden Frauen freunden sich an….
Taxifahrer Gavrilo hat indes nicht nur den Schock angesichts der Selbstmörderin zu verkraften, sondern ein Findelkind am Hals. Er spürt Verantwortung und macht sich vorsichtig auf die Suche…
Das zufällige Zusammentreffen unterschiedlicher Charaktere nahm der serbische Regisseur Srdjan Koljevic zum Anlass für die Beschreibung der Stimmungslage in seinem Heimatland, das sich nach der Katastrophe des Bürgerkriegs auf dem schwierigen Weg zur Normalität befindet. Er schreibt dazu:
„Es ist ein Film über das heutige Belgrad, in einer Zeit, in der das Pendel von Energie und Emotionen aus den Jahren von Kriegen, Zerstörung und Hass zum anderen Ende hin schwingt: zum Leben, der Wiederentdeckung der Liebe und der Überwindung der Narben der Vergangenheit“.
Deshalb lässt Koljevic seine vermeintliche Selbstmörderin auch überleben und den Misanthropen Gavrilo (er ist Bosnier!) zu neuer Lebensqualität finden. Das verbindet ihn mit den anderen Protagonisten, deren Wege sich im Laufe der Handlung kreuzen. Ohne das daraus dramaturgischer Selbstzweck würde, wie man das häufig bei derlei „Querschnittsfilmen“ beobachten kann.
Srdjan Koljevic ist nicht nur ein Regisseur, der sein Handwerk versteht, vor allem hat er die Gabe ein genauer Beobachter zwischenmenschlicher Beziehungen zu sein. Das macht „Belgrad Radio Taxi“ zu einem unwiderstehlich charmanten Film, der die Belgrader Brücke als Symbol benutzt ohne es als solches zu strapazieren!