Seit über 20 Jahren hat sich Quentin Tarantino als Enfant terrible des amerikanischen Films etabliert. Er hat nie eine Filmschule besucht und hat sich die Kunst des Filmemachens als Autodidakt angeeignet – unter Anderem als Aushilfe in einer Videothek, wobei er seine Vorliebe für Genrefilme ent-deckte und kultivierte. Seit dem spielt Tarantino mit den Stilmitteln vom Gangster- bis zum Martial Arts-Film, die er ironisiert und ins Groteske über-steigert. Das hat ihm weltweit eine große Fan-Gemeinde beschert, die die meist gewalttätigen Werke des Meisters kultisch verehrt. Heute kommt Quantin Tarantinos Ausflug in den Italowestern – „Django unchained“ – in die deutschen Kinos. Aus diesem Anlass erscheint bei StudioCanal die Edition „Tarantino XX (20)“ mit dem gesamten bisherigen Oevre des Regisseurs auf neun DVDs bzw. Blu-rays.
Seit 1987 hat Quentin Tarantino inklusive „Django unchained“ neun Filme gedreht. Sieben umfasst die neue Edition. Außerdem noch „True Romance“ für den er das Drehbuch geschrieben hat und der 1993 von Tony Scott in-szeniert wurde. Tarantinos allererste Regiearbeit „My best friends birthday“, der unter Amateurbedingungen realisiert wurde, gilt als verschollen… Deshalb gilt sein zweiter Film „Reservoir Dogs“ als sein eigentliches Debut.
Sie sehen aus wie Geschäftsleute, die nach Betriebsschluss in einer Kneipe gemeinsam noch einen Trinken gegangen sind. Bei aller Kumpelei lastet eine seltsame Spannung über der Herrenrunde, in ihren schwarzen Business-Anzügen. Die Eröffnungssequenz von „Reservoir Dogs“, der ersten Regie-Arbeit Quentin Tarantinos, die 1992 in die Kinos kam und unter Cineasten für Aufsehen sorgte. Bei den Herren handelt es sich übrigens um Bankräuber, die meisten von ihnen werden das Ende des Films nicht erleben.
Tarantino komprimiert hier das Genre des „Film Noir“ auf einen Totentanz von Losern. Zynisch, blutig und in seiner lustvoll zelebrierten Gewalt ein Novum auf der Leinwand.
Honey Bunny und ihr Lover Pumpkin haben es in ihrer kriminellen Karriere bisher nicht sehr weit gebracht. Weil sie knapp bei Kasse sind, überlegen sie, das Restaurant, in dem sie gerade speisen, zu überfallen, anstatt die Zeche zu bezahlen. Damit fängt „Pulp Fiction“ an, mit dem Quentin Tarantino 1994 unter anderem die „Goldene Palme“ gewann und über Nacht weltberühmt wurde. Hier war einer, der eine neue Dimension der Filmsprache entdeckt hatte. Mit großer Raffinesse kombinierte er in „Pulp Fiction“ unterschiedliche Episoden, die sich am Ende zu einer Einheit zusammen finden: Kongenial! Das ist die übereinstimmende Meinung von Kritik und Publikum. Ohne sich von dem Erfolg unter Druck setzen zu lassen, nimmt sich Tarantino erst einmal eine Auszeit von fünf Jahren.
Der nach der Pause entstandene neue Film heißt „Jackie Brown“ und basiert lose auf dem Roman „Rum Punch“ von Elmore Leonhard. Tarantino probiert hier die Stilmittel des sogenannten „Heist-Movie-Genres“ aus. Dabei geht es um die Planung und Ausführung eines Raubüberfalls: am Ende gibt es meistens nur Verlierer. Es sei dann, man verfügt über ein besonderes Maß an Cleverness. Und darauf kann die Stewardess Jackie Brown vertrauen.
Was Jackie Brown im Kopfe hat, hat „Die Braut“ in Tarantinos Zweiteiler „Kill Bill Volume 1 & 2“ 2003 und 2004 auch in den Fäusten bzw. den Schwertern in der artistischen Beherrschung von Shaolin Kung Fu. Bei diesem epischen Rachethriller standen die fernöstlichen Kampfsportfilme Pate. Wer kann der kann! Der Effekt zählt, selbst wenn die Moral auf der Strecke bleibt. Ein Credo des Quentin Tarantino. Dem fühlt sich der experimentierfreudige Regisseur auch 2007 bei „Death Proof“ verpflichtet. Anschließend stellt er bei seinem nächsten Film „Inglourious Basterds“ den historischen Ablauf der Geschichte unbekümmert auf den Kopf:
Die Spitzen des NS-Regimes werden bei einem Bombenattentat in einem Pariser Kino ausgelöscht. Der Wunderwelt des Kinos und die unendliche Magie des Films beschäftigen Quentin Tarantino wie keinen anderen Filmemacher unserer Zeit nicht los: jetzt gibt es den gesamten filmischen Kosmos des Regisseurs auf neun DVDs oder Blu-rays. Die epischen – teilweise neuen Extras – lassen keine Frage offen. Wobei es auf der Blu-ray-Edition über fünf Stunden mehr gibt als bei den DVDs. Deshalb kostet „Tarantino XX“ auf Blu-Ray mit 75 Euro auch zehn Euro mehr als die DVD-Version. Gemeinsam ist beiden, dass es sich dabei um ein editorisches Schmuckstücke handelt.