Zuerst ließ er sich zum Musiker ausbilden, dann machte er erst in der DDR, dann international Karriere als Schauspieler, schrieb mehrere Bücher und Komponierte. Erst zu seinem 70. Geburtstag präsentierte sich Armin Mueller-Stahl 2001 als Maler. Inzwischen gehört er auch in diesem Metier zu den Stars der Gegenwart. Bis zu einer Million werden für seine Bilder bezahlt. Gestern Abend wurde in der Stuttgarter BW (am Kleinen Schlossplatz) in Anwesenheit des Multitalents die Ausstellung „Armin Mueller-Stahl – die Bilderwelten des Künstlers“ eröffnet:
Armin Mueller-Stahl kommt über die Rolltreppe in den ersten Stock. An den Wänden ein Querschnitt durch sein Werk als Maler. Das Ganze hat etwas vom Auftritt in einem seiner letzten Filme. Zum Beispiel in Tom Tykwers „The International“, der spielt auch größtenteils in einer Bank. Auch in seiner Rolle als Jean Buddenbrook hatte Armin Mueller-Stahl mit Geld zu tun. Ein Blick auf seine Bilder der Ausstellung: er ist mit Hängung zu frieden. Der Künstler schätzt öffentliche Auftritte nicht sonderlich, das merkt man ihm an. Immerhin kann er dabei auf seine Filmerfahrung zurückgreifen. Sogar auf die Kostüme. Gestern hat Mueller Stahl den Anzug an, den er als russischer Mafia-Boss in „Eastern promises/Tödliches Versprechen“ von David Cronenberg trug. Verrät er verschmitzt.
Der in England gedrehte Film entstand teilweise parallel zu Heinrich Breloers „Buddenbrooks“-Adaption. Zu Mueller-Stahls jüngsten Arbeiten als Maler gehört eine Serie mit kolagierten bzw. übermalten Seiten des „Buddenbrooks“-Drehbuchs. Dabei hat die Erfahrungen der Dreharbeiten zu „Eastern Promesis“ und „Buddenbrooks“ mit den Möglichkeiten der bildenden Kunst aufgearbeitet: die eher konventionell inszenierte Klassiker-Verfilmung auf der einen, der brillante und gewalttätige Mafia-Thriller auf der anderen Seite:I n der Stuttgarter Ausstellung „Armin Mueller-Stahl – Die Bilderwelten eines Künstlers“ sind mehrere Originale aus dem Zyklus der „Übermal-ungen eines Drehbuchs“ zu sehen. Die Buchausgabe ist im Henschel-Verlag erschienen. Malerei als persönlicher Kommentar des Schauspielers Armin Mueller-Stahl zur Arbeit vor der Kamera. Das macht sein Oevre so einzigartig. Aus seiner Zusammenarbeit mit Jim Jarmusch bei „Night on earth“ entstand 1991 die 21 Lithographien umfassende Hommage „Night on earth – day on earth“. In dem Episoden-Film spielt Mueller-Stahl einen Emigranten, der sich im nächtlichen New York als Taxifahrer versucht. Eine seiner schönsten Rollen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Stuttgarter BW-Bank stehen neben Mueller-Stahls großformatigen Künstler-Portraits, Teile seiner Auseinandersetzung mit Goethes „Urfaust“. Ebenfalls großartige Lithogra-phien: Ausstellung präsentiert nicht nur einen klugen Querschnitt durch seine in 40 Jahren entstandenen Bilderwelten, sondern gibt auch einen Einblick in die Gefühlswelten einer einzigartigen Künstlerpersönlichkeit – in der sich Literatur, Film und Malerei zu einer Einheit verbinden.
Zur Ausstellung ein Beitrag im „Journal am Mittag“ auf SWR2 am 13.1.2010:
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…und das vollständige Interview aus der Reihe cont.ra Film am 16./17. 1. 2010:
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