Frankreich 2010
Regie: Alix Delaporte
Mit Clotilde Hesme, Grégory Gadebois
Kinostart: 4. August 2011
Komplizierte Beziehungsgeschichten mit leichter Hand für das Kino erzählt, hat im französischen Film Tradition. Jean Renoir, Marcel Pagnol, aber auch Francois Truffaut waren in dieser Beziehung stilbildend. Daran knüpft Alix Delaporte mit ihrem bereits mehrfach ausgezeichneten Debut „Angèle und Tony“ an, der jetzt auch in Deutschland zu sehen ist.
In einem kleinen Küstenort an der Normandie: Angèle (Clothilde Hesme) hat eine Kontaktanzeige aufgegeben. Die attraktive junge Frau sucht einen Mann. Tony (Grégroy Gadebois) meldet sich. Ein nicht mehr ganz junger Fischer, der bei seiner Mutter lebt. Das erste Treffen der Beiden verläuft nicht sehr vielversprechend.
Tony sagt zu Angéle kurz angebunden, das wohl nicht der Richtige für sie sei!. Angèle bleibt ihm fürs Erste eine Antwort schuldig. Dafür besucht sie ihn an seinem Arbeitsplatz am Hafen. Er ist davon nicht sonderlich begeistert – zumal sein gewerkschaftlich organisierter Bruder gerade einmal wieder in eine Schlägerei mit der Polizei verwickelt ist.
Angèle lässt nicht locker und taucht immer wieder in Tonys Nähe auf. Seine Mutter verkauft den von den Söhnen gefangenen frischen Fisch auf dem Markt und könnte durchaus eine Hilfe gebrauchen. Tony stellt Angèle als Verkäuferin ein; obwohl seine Mutter intuitiv fest stellt, dass mit Angèle etwas nicht stimmt.
Sie hat recht: Angèle war im Gefängnis. Ihr kleiner Sohn lebt bei den Schwiegereltern. Nur wenn Angèle eine geregelte Arbeit und intakte soziale Verhältnisse nachweisen kann, bekommt sie das Sorgerecht für ihr Kind. Der solide Fischer Tony wäre da genau der Richtige…
Wie aus einer pragmatischen Entscheidung Liebe wird, erzählt Alix Delaporte in ihrem Spielfilm-Debut „Angèle und Tony“. Die Regisseurin schreibt dazu:
„Ich wollte eine Liebesgeschichte erzählen: eine sehr starke Emotion für Angèle, die ein Gefühl entdeckt, das sie noch nie empfunden hat. Auch für Tony. Ich wollte, dass wir dabei sind und mit ihnen zittern. Dass wir ihre Sehnsucht teilen. Dass es uns mitreißt, dass es uns berührt!“
Das ist Alix Delaporte auf außergewöhnliche Weise gelungen. Sie beschreibt das leise und betont distanziert zwei Menschen, die vom Leben gezeichnet sind. Lässt und teilhaben an ihrem Mut und ihrer Kraft, einen neuen Anfang zu wagen. Dazu braucht es nicht vieler Worte, nur kleine Gesten. Etwa wenn sich die versteinerten Gesichtszüge Angèles zum ersten Mal zu einem Lächeln entspannen.
Neben einer hochtalentierten Regisseurin sind bei „Angèle und Tony“ mit Clothilde Hesme und Grégory Gadebois zwei Schauspieler zu ent-decken, die im Gedächtnis bleiben. Dieser Film, der für mich zum Schönsten gehört, das es seit langem im Kino zu sehen gab!